Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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daß nicht ein Sohn, Vetter oder Freund bei ihm ist gewesen, da er 
von hinnen geschieden! Mit Friedrich ist die Weisheit, mit 
Johann die Rechtschaffenheit gestorben.“ Und in der That war 
mit Johann einer der edelsten Fürsten aus der Welt gegangen. 
Die evangelische Kirche hat ihm unendlich viel zu danken. Im Dienste 
seines Heilandes wurde er eine der mächtigsten Stützen derselben. 
Aus vollster Ueberzeugung seines Herzens war er evangelischer 
Christ, und echte, wahre Gottesfurcht durchdrang sein ganzes Sein 
und Thun. Gottes Wort war ihm ein Licht auf allen seinen Wegen. 
Täglich las er mehrere Stunden in demselben oder ließ sich aus ihm 
vorlesen; denn er pflegte zu sagen: „Ich kann des göttlichen Wortes 
eben so wenig entbehren, als des Essens und Trinkens.“ Und wie 
wichtig ihm der Ausspruch des Apostels war: „Der Glaube kommt 
aus der Predigt“, beweist der Umstand, daß er Luther fleißig 
predigen hörte; aber auch dies genügte ihm nicht, er schrieb sogar 
die Predigten nach und heute noch zeigt man in Nürnberg die 
Schreibtafel, deren er sich hierbei bediente. 
So lange die evangelische Kirche besteht — und sie wird bestehen 
bis ans Ende der Tage, denn sie ruht auf dem Felsen, der da heißt 
Jesus Christus — werden auch ihre Bekenner im treuen Andenken 
erhalten, was sie dem Kurfürsten Johann dem Beständigen von 
Sachsen zu verdanken haben. — Diesem Fürsten folgte in der 
Regierung sein Sohn Johann Friedrich der Großmäthige. 
35. Das Herzogthum Sachsen. Herjog Grorg, 1500 —1539. 
a) Herzog Georg als Regent. 
Die meisten Bewohner des Herzogthums Sachsen waren in 
ihrem Herzen der Reformation eben so zugethan, wie ihre Brüder 
im Kurfürstenthum Sachsen; ehe sie aber öffentlich bekennen durften, 
wonach sich ihr Herz sehnte, mußten sie sich in Geduld üben, und diese 
hatte so manche schwere Probe zu bestehen. Herzog Albrecht der 
Beherzte war im Jahre 1500 mit Tode abgegangen, und sein ältester 
Sohn Georg, der später den Beinamen „der Bärtige“ erhielt, 
folgte ihm in der Regierung. 
Von diesem Fürsten ist des Guten viel zu erzählen. Er hatte, wie 
seine Vettern, Friedrich der Weise und Johann der Beständige, 
seine Jugendzeit sehr gewissenhaft benutzt und etwas Tüchtiges gelernt. 
Bis an sein Ende war er außerordentlich fleißig, und selbst in seinem 
spätern Alter liebte er die Wissenschaften und suchte sie in seinem 
Lande auszubreiten. Denselben Fleiß und dieselbe Sorgsamkeit ver- 
wendete er auch auf seine Regierungsgeschäfte. Hatte irgend einer 
seiner Unterthanen eine Beschwerde anzubringen, er wurde nicht
	        
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