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storbenen, war ein Zögling der Jesuiten und lebte des Glaubens, daß
in der katholischen Kirche allein das wahre Heil zu finden sei. Diese
weiter auszubreiten und die evangelische Kirche auszurotten, hielt er
für ein Werk in Gott gethan. Da er unverhohlen den Grundsatz
aussprach: „Lieber nicht zu regieren, als über Ketzer“, so erkannten
ihn die Böhmen nicht als ihren König an. Ihre Wahl fiel auf
unsern Kurfürst. Dieser schlug aber die Krone aus und nun
richteten die Böhmen ihre Blicke auf den oben erwähnten Kurfürst
Friedrich von der Pfalz.
Diese Wahl war eine unglückliche. Wohl besaß Friedrich
Macht genug, seine Krone gegen Ferdinand zu behaupten, aber
diesem allezeit heiteren, lebenslustigen Manne fehlte die nöthige
Willensstärke und Umsicht. Wie hätte sich alles ganz anders gestalten
können, sobald unser Kurfürst die Krone angenommen hätte. Welch
wichtige Stellung würde Sachsen mit Böhmen in Deutschland ein-
genommen haben und welch gewaltige Schutzmauern würden beide
Länder für die evangelische Kirche geworden sein! Indes kann keinem
Fürsten ein Vorwurf gemacht werden, sobald ihn wichtige Gründe
bestimmen, eine fremde Krone auszuschlagen. Den größten Einfluß
auf diesen Entschluß übte sein Beichtvater, der damalige Oberhof-
prediger, aus. Dieser Mann, Hoe v. Hoenegg, ein geborener
Wiener, wurde in einem Alter von erst 22 Jahren Hofprediger in
Dresden, dann Superintendent in Plauen, worauf er, nachdem er
einige Jahre in Prag gewirkt hatte, im Jahre 1613 die Oberhof-
predigerstelle in Dresden erhielt. Er war ein in vieler Hinsicht hoch-
begabter Mann und verstand es meisterhaft, sich die volle Gunst des
Kurfürsten zu erwerben. Obgleich nun ein Sachse, so blieb er doch
mit unbegrenzter Liebe dem österreichischen Kaiserhause zugethan, und
er setzte alle Mittel in Bewegung, seinen Landesherrn auf das innigste
mit demselben zu verbinden. Außerdem erfüllte ihn aber auch der
unversöhnlichste Haß gegen die Reformirten und auch hierin bestärkte
er den Kurfürsten nach Möglichkeit, weshalb dieser von dem neuen
König von Böhmen, der sich zur reformirten Kirche bekannte, nichts
wissen wollte.
Zu bedauern bleibt es, daß sich unser Kurfürst zu sehr von
seinem Oberhofprediger einnehmen ließ und ebenso schmerzlich ist es
zu beklagen, daß er den Versprechungen des neuen Kaisers mit zu
großer Arglosigkeit Glauben schenkte. Kaiser Ferdinand brauchte
nämlich des Kurfürsten Hilfe. Es hatten sich die Bewohner Schlesiens
und der beiden Lausitzen, welche damals zu Oesterreich gehörten,
ebenfalls von dem neuen Kaiser losgesagt und dem Könige von
Böhmen gehuldigt. Diese Länder sollte unser Kurfürst wieder zum
Gehorsam gegen den Kaiser zurückführen und dieser setzte bei diesem
Verlangen ausdrücklich hinzu, daß er allen evangelischen Bewohnern