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Hände oder Abgeben schwarzer oder weißer Steinchen. Der oberste Gerichts-
bof war der Areopag, der seine Sitzungen des Nachts hielt. Er strafte alle
Verbrecher und Unterdrücker. So ließ er einen Knaben töten, der jungen
Wachteln die Augen ausgestochen hatte, weil man von einem solchen Tier-
quäler nur Schlimmes zu erwarten habe.
8. Die Perserkriege. Der König Darius von Persien wollte Rache
an den Griechen nehmen, weil sie seine Feinde in Kleinasien unterstützt hatten.
Täglich soll ihm ein Sklave zugerufen haben: „Herr, gedenke der Athener!“
Aber auf der Ebene von Marathon besiegten 490 v. Chr. die Athener unter
Miltiades das große Perserheer. Darius' Sohn Terxes rüstete ein un-
geheures Heer und führte es zu Lande und zu Wasser gegen Griechenland.
An dem Engpaß von Thermopylä verwehrte ihm der spartanische König
Leonidas mit 300 Tapferen den Eintritt nach Hellas. Terxes ließ ihnen
die Waffen abfordern. „Komm und hole sie!“ war die Antwort. „Unsere
Pfeile werden die Sonne verfinstern!“ prahlte Kerres. „So werden wir im
Schatten fechten!“ antworteten die Spartaner. Erst nachdem Tausende der
Perser gefallen und die andern mit Peitschenhieben vorwärts getrieben worden
waren, gelang es Terxes durch den Verrat eines elenden Griechen, auf einem
Gebirgspfade den Spartanern in den Rücken zu fallen und sie nach der
tapfersten Gegenwehr zu überwältigen. Das Gedächtnis der Gefallenen ehrte
man später durch einen ehernen Löwen mit der Inschrift: „Wanderer, sage
dem Volke Spartas, daß wir, seinen Gesetzen treu, hier erschlagen liegen!“
Die Athener hatten sich inzwischen auf die Schiffe, hinter „hölzerne Mauern“,
geflüchtet und erfochten unter der Führung des Themistokles einen glänzenden
Sieg über die Perser bei Salamis (480 v. Chr.). Noch viele andere
Siege der Griechen machten das Vaterland frei, mächtig und glücklich.
9. Perikles. Unter dem weisen Perikles war das goldene Zeitalter
Griechenlands. Er beherrschte durch seine große Beredsamkeit und seine
Fürsorge für das geringe Volk die Stadt Athen, „das Herz Griechenlands“.
Den Bürgern ließ er Sold zahlen, um sie für ihre Mühen bei öffentlicher
Thätigkeit zu entschädigen. Herrliche. Gebäude wurden aufgeführt, ein neuer
Hafen angelegt und durch lange, dicke Mauern mit Athen verbunden. Be-
sonders schön waren die Tempel, Theater, Gymnasien u. a. öffentliche Bau-
werke. Noch heute erregen die Trümmer derselben Bewunderung. Unter
den Bildhauern zeichnete sich besonders Phidias, unter den Malern Zeuxis
aus. Mit ihren herrlichen Kunstwerken schmückten sie ihre Vaterstadt. Die
schönsten fanden sich auf der Burg Akropolis. Die Schutzgöttin der Stadt
war Athene. In ihrem prachtvollen Tempel, dem Parthenon, stand ihre
Bildsäule aus Elfenbein und Gold. Ebenso berühmt war die Bildsäule des
Göttervaters Zeus in Olympia. Sie war so schön, „daß die Seele bei
ihrem Anblicke das Erdenleid vergaß“. Später schwächten sich die Griechen
selbst durch bittere Kämpfe, welche durch die Eifersucht zwischen Sparta
und Athen entstanden. An die Stelle der Einfachheit traten Luxus und
Schwelgerei und an die Stelle edler Sitten die Sittenlosigkeit. 1
10. In dieser Zeit lebte der weise Sokrates, der zur Erkenntnis des
einigen Gottes kam und seine Schüler Weisheit und Tugend lehrte. Sein
Charakter war rein, sein Gemüt ruhig und geduldig, sein Wille nur auf das
Gute gerichtet. Als ihm sein zänkisches Weib AKanthippe einst nach vielen
Scheltreden auch noch Wasser nachschüttete, sagte er lächelnd: „Dachte ich's
doch, daß nach dem Donner Regen folgen würde.“. Er liebte die Einfachheit,
tadelte aber die absichtliche Vernachlässigung des Außern. „Aus den Löchern