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söhne nahmen dagegen das Christentum, römische Bildung und Einrichtungen an.
Duͤrch die Mischung des deutschen und römischen Wesens entstanden die roma-
nischen Völker und Sprachen. (Italiener, Franzosen, Spanier, Portugiesen.)
3. Chlodwig der Frankenkönig (um 500).
1. Er gründet das Frankenreich. Der mächtige deutsche Volksstamm
der Franken drang vom Niederrhein nach Südwesten vor und überschwemmte
das nördliche Gallien. Von ihren Fürsten aus dem Geschlechte der Merowinger
ist Chlodwig der berühmteste. Er wußte ebenso geschickt die Streitaxt mit
wilder Kraft zu schwingen, als durch List und Verstellung seinen Vorteil zu er-
reichen. Den letzten römischen Statthalter in Gallien besiegte er und ließ sich
sein Haupt von den Westgoten ausliefern. Alles Land bis an die Loire (Loahr)
nahm er ein und machte Paris an der Seine (Sähn) zur Hauptstadt.
2. Er bekehrt sich zum Christentume (496). Am Rhein, von Mainz
bis zum Bodensee, wohnten die Alemannen. Sie waren tapfere, aber raub-
lustige Nachbarn. Chlodwig besiegte sie bei Zülpich. Als anfänglich das
Schlachtenglück schwankte, rief er: „Jesus Christus, den meine Gemahlin Chlo-
tilde anbetet, hilf mir! Meine Götter verlassen mich! Wenn du mir den Sieg
schenkst, so will ich an dich glauben!“ Nach dem Siege begrüßte er seine Gattin
mit den Worten: „Chlodwig hat die Alemannen und Chlotilde den Chlodwig
besiegt!“ Am Weihnachtsfeste ließ er sich in Reims (Rähngs) mit 3000 Edlen
taufen. Als er in die erleuchtete und weihrauchduftende Kirche eintrat, fragte
er den Bischof treuherzig: „Mein Vater, ist dies das versprochene Reich?“ „Nein,“
sagte der Bischof, „aber der Vorhof dazu!“ Bei der Taufe sprach der Bischof:
„Beuge, stolzer Franke, demütig deinen Nacken! Bete an, was du verbrannt,
und verbrenne, was du angebetet hast!“ Der Papst nannte ihn „Allerchristlichster
König und erstgeborener Sohn der Kirche,“ weil er der erste katholische deutsche
Fürst war. Sein Gemüt blieb jedoch roh, sein Wandel heidnisch.
3. Er hinterläßt das Reich unwürdigen Nachfolgern. Nachdem
Chlodwig durch List und Gewalt sein Reich erweitert und seinen Thron auf Blut
und Thränen aufgerichtet hatte, raffte ihn der Tod im rüstigsten Mannesalter
hinweg (511). Seine Nachfolger lebten in seinem Geiste. Selten hat ein Fürsten-
geschlecht so viele Greuel aufgehäuft. Zuletzt versanken sie ganz in Trägheit,
Genußsucht und Laster. Ihre Hausmeier, welche die fürstlichen Güter ver-
walteten, regierten zuletzt auch das Reich.
4. Die Ansiedlung der Deutschen und die deutsche Lehnsverfassung.
Im Laufe der Jahrhunderte waren die Deutschen als Hirten und Jäger von
Osten nach Westen gezogen. Wo sie Halt machten und ihre Zelte aufschlugen,
da bebauten sie einige Landstücke, ernteten sie ab und zogen dann weiter. Schon
vor der Völkerwanderung wurden sie seßhaft. Die Ansiedlung erfolgte, indem
verwandte und bekannte Familien sich an einem Orte, der ihnen gefiel, Häuser
bauten und so ein Dorf gründeten. Das Land teilten sie in Streifen und ver-
losten es. Wasser, Wald und Weide blieb gemeinsames Eigentum. Viel Wald
wurde mit Axt und Feuer ausgerodet, das Land mit dem Hakenpfluge, den Stiere
oder Sklaven zogen, umgebrochen. Der Hakenpflug war ein gekrümmtes Aststück
mit festgebundener Eisenspitze. In die umgebrochene Erde streute man Samen.
Nach der Ernte blieb das Land als Weide liegen. An Düngen dachte niemand.
Das Getreide wurde auf der Handmühle gemahlen. Diese bestand aus zwei
Steinen, von denen der obere gedreht wurde und in der Höhlung des unteren
die Körner zermalmte. Nachdem die deutschen Stämme seßhaft geworden,
entwickelte sich bei ihnen die Lehnsverfassung, die im Mittelalter ein