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Grundpfeiler des Staates war. Die Könige beschenkten ihre Dienstmannen
mit erobertem Lande, das Allod hieß und freies Eigentum war. Von dem,
was sie behielten, gaben sie wieder Stücke an Dienstleute als Lehen. Lehns—
leute konnten wieder kleinere Teile an ihre Geleitsmänner als Äfterlehen
geben. Belehnte waren Vasallen ihrer Lehnsherren und ihnen zu Dienst und
Treue verpflichtet. Das ärmere Landvolk gehörte zu den Gütern der großen
Grundherren, hing vollständig von diesen ab und wurde zuletzt hörig oder
leibeigen. Sie wohnten unter den Burgen der Edelinge, bauten für
diese den Acker, hüteten das Vieh, übten die verschiedenen Handwerke aus, be-
sonders als Schmiede, Sattler, Wagner, Schneider, Schuhmacher, Bäccker u. s. w.
und erhielten von ihren Herren, was sie zum Leben brauchten. Viele der Hörigen
erwarben nach und nach eigenen Besitz, wurden frei und betrieben selbständig ihr
Geschäft. Kaufleute kamen herzu und legten um die Kirche im Schutz der Burg
ihre Waren zum Verkaufe aus. So entstanden Marktplätze um die Kirchen, und
die Festtage wurden zu Markttagen. Bis heute werden darum Märkte auch
„Messen“ genannt. Auf diese Weise entstanden die Anfänge der Städte.
4. Die Ausbreitung des Christentums und Bonifatius,
der Apostel der Deutschen (F 754).
1. Das Christentum in den ersten Jahrhunderten. Die Apostel
Jesu Christi trugen das Evangelium des Friedens in alle Welt. Bei dem
Verfall von Religion und Sitte im römischen Reiche erquickte es alle besseren
Seelen wie ein Quell in der Wüste. Doch ehe die Kirche zu einem Baume
erwuchs, der alle Völker in seinem Schatten sammelte, brausten heftige Stürme
daher, die den Baum zu entwurzeln drohten, in Wahrheit aber ihn immer
tiefer und fester wurzeln ließen. Zehn große Verfolgungen verhängten die
Feinde über die Christen, aber „das Blut der Märtyrer wurde die Aussaat
der Kirche.“ Die erste Verfolgung war unter dem römischen Kaiser Nero.
Dieser launische Tyrann hatte Rom an 9 Enden anzünden lassen, um das Bild
eines großen Brandes zu haben und um es schöner wieder aufzubauen. Die
Schuld schob er auf die Christen. Gegen diese wandte sich nun die Volkswut und
ersann unerhörte Martern. Sie wurden in Säcke gesteckt und ins Wasser gestürzt,
in Gärten angepfählt, mit Brennstoffen überstrichen und als „lebende Fackeln“
angezündet, den wilden Tieren vorgeworfen, gekreuzigt wie Petrus, enthauptet
wie Paulus u. s. w. Nero starb später als Selbstmörder auf der Flucht. Zum
Siege gelangte das Christentum durch Konstantin d. Gr. Vor einer Ent-
scheidungsschlacht soll ein strahlendes Kreuz am Himmel mit der Inschrift er-
schienen sein: „Durch dieses wirst du siegen!“ Als Konstantin Alleinherrscher
wurde, machte er das Christentum zur Staatsreligion. Die erste allgemeine
Kirchenversammlung war zu Nicäa in Kleinasien (325). Auf derselben wurde
die Irrlehre des Arius, daß Christus nicht gleichen Wesens mit dem Vater sei,
verworfen. Konstantin verlegte seine Residenz nach Konstantinopel, ließ sich
kurz vor seinem Tode taufen und starb im weißen Taufkleide.
2. Glaubensboten in Deutschland. Als Bogen des Friedens stand über
den Wogen der Völkerwanderung das Christentum. Es zähmte nach und nach
die wilden Germanenstämme und verwandelte die Schwerter in Pflugscharen.
Zuerst bekehrte Ulfilas die Westgoten und übersetzte die Bibel in ihre Sprache.
Aus dem bekehrten England und Irland kamen viele Glaubensboten nach
Deutschland und verbreiteten mit dem Christentum zugleich Bildung und mildere
Sitten. So gründete Gallus das Kloster St. Gallen in der Schweiz als Pflanz=
stätte der Bildung.