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Teil der ganzen oberrheinischen Tiefebene. In den Thälern finden sich Wei en,
Roggen, Raps, Gerste, Kartoffeln, Obst= und Nußbäume, an 9w-er 14½
fast durchweg zusammenhängende Weinberge, so daß die ganze Provinz einem
einzigen Hroßen mit einem Kranz von Rebenhügeln besetzten Ackerfelde gleicht,
das durch die darin auftauchenden Ortschaften eine angenehme Abwechslung
erhält. Liebfrauenmilch und Katterlöcher bei Worms, Nüersteiner, Oppen-
heimer, Guntersblumer und Scharlachberger bei Bingen sind weltbekannte weiße
Weine; ebenso roter Wein bei Ingelheim und bei Gundersheim. Die Wiesen
fehlen fast vollständig, wofür „ewiger Klee“ als Futtergewächs gebaut wird;
der Spargel-, Gurken= und Zuckerrübenbau (Zuckerfabrik bei Offstein) ist im
Kreise Worms sehr ausgedehnt und einträglich. Waldungen finden sich nur auf
den stärker ansteigenden Höhen des westlichen und nordwestlichen Teiles der
Provinz, so daß nicht mit Unrecht gesagt wird: „Wenn die Pfalz hätt’ Heu
und Holz, wär' sie noch einmal so stolz.“ »
» Das Ufergelände des Rheines ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt,
liefert jedoch an Rohr und Weiden (Hamm, Eich, Gimbsheim) bedeutenden Ertrag.
Diie Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats-
Eisenbahn, welche ihren Centralpunkt in Mainz hat, besitzt folgende (teilweise
nach der bayr. Pfalz laufende) Linien:
a) Worms—Alzey—Armsheim—Bingen; t) Worms—Monsheim—Dürk-
b) Alzey—Armsheim—Mainz; heim—Neustadt;
c) Alzey—Kirchheimbolanden —Marnheim; g) Mainz—Worms—Ludwigs-
d) Alzey—Armsheim—Flonheim; hafen—Neustadt;
e) Worms—Monsheim—Marnheim—Lang= h) Mainz—Bingen.
meil— Kaiserslautern;
Ferner Nebenbahnen Worms—Offstein; Osthofen—Westhofen; Boden-
heim —Alzey—Osthofen; Sprendlingen—Wöllstein— Fürfeld; Finthen—Mainz;
Hechtsheim—Mainz; Osthofen—Rheindürtheim; Osthofen—Odernheim; Arms-
heim—Wendelsheim.
1. Der Kreis Mainz, mit 23 Gemeinden.
Mainz mit 805 00 E., schon 38 v. Chr. als eine römische Nieder-
lassung bekannt, seit 719 durch Bonifacius der Sitz eines Erzbischofs,
gegenwärtig noch eine Festung, der Mündung des Mains gegenüber
am Rheine gelegen und durch die neu erbaute feststehende steinerne
Brücke mit Kastel, sowie durch eine großartige eiserne Eisenbahn-
brücke mit der Gustavsburg verbunden.
Mainz ist die größte Handelsstadt des Landes; Früchte, Ol, Leder, Stein-
kohlen, Möbel, Tapeten, Bierbrauereien, bedeutender Weinhandel. Obgleich die
Straßen enge sind, so finden sich doch schöne Plätze und herrliche Gebäude in
dem tgoldnen Mainz“. Der prachtvoll erbaute neue Bahnhof, der Guten-
bergsplatz mit dem 1837 errichteten Denkmal des Joh. Gutenberg, das
Großh. Schloß (ehemals das Deutsch-Ordenshaus), das Kurfürstl. Schloß mit
Museum, Naturalienkabinett und einer ansehnl. Bibliothek, das Zeughaus, das
Theater, die Stadthalle mit dem zweitgrößten Saale Deutschlands, die pracht-
vollen Anlagen längs des Rheines 2c. sind sehenswert. Unter den 9 Kirchen
ragt der unter Erzbischof Willigis 978 begonnene Dom mit 6 Türmen und die
Sephanskirche weit hervor. Mainz besitzt ein Gymnasium, eine Realschule
und ein Priesterseminar. Schwere Zeiten erlebte es unter Adolf von Nassau
1462, im 30jährigen und spanischen Erbfolgekriege, sowie zur Zeit der franz.
Revolution von 1792—1814. Die über Schhbach führende Wasserleitung, der
auf der Citadelle befindliche (Drusus gewidmete) Eichelstein, die im Paulus-
museum zu Worms aufbewahrten Pfeiler der ehemaligen Drususbrücke und
vieles andere erinnern an die alte Römerzeit. Kastel mit 8000 E. und
Kostheim mit 4000 E. liegen auf dem rechten Rhein= u. Mainufer. Größere
Orte sind noch Mombach, Gonsenheim, Finthen (Quelle der röm. Wasser-