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Sie wird in allen Fällen hervorgerufen durch das Eindringen eines, für das
bloße. Auge unsichtbaren Krankheitskeimes, des sogenannten Pestbazillus, in
den Körper.
2. Die Pestkrankheit beginnt in der Regel einige Tage nach erfoldgter
Ansteckung mit mehr oder weniger bestt en Fiebererscheinungen. Biele Kranke
verfallen bald in rauschartige Umnebelung der Sinne und tiefe Teilnahm-
losigkeit; andere werfen sich unter Irrereden rastlos auf ihrem Lager umher
und sind nur mit Mühe im Bette zu halten. Häufig wird Erbrechen
beobachtet. -
In schweren Fällen pflegt schon am dritten bis fünften Tage nach
schnellem Verfalle der Kräfte der Tod einzutreten.
3. Man kann zwei Formen der Pestkrankheit unterscheiden, die Drüsen-
pest und die Lungenpest.
Bei der Drüsenpest kommt es im Beginn der Krankheit zu sehr schmerz-
hafter Anschwellung einer oder mehrerer Lymphdrüsen, sogenannten Bubonen.
Am häufigsten betroffen sind die Drüsen der Schenkelbeuge, dann die Achsel-
drüsen, die Halslymphdrüsen, die Nackendrüsen usw.
Ausnahmsweise sind die geschwollenen Drüsen cußerlich nicht nachzu-
weisen; weil sie in der Tiefe des Körpers liegen.
Die Drüsenpest verläuft oft in wenigen Tagen tbtlich, während in
anderen Fällen unter allmählicher Verkleinerung oder unter eiterung der
Drüsen langsam Genesung erfolgt.
Weit bösartiger noch als die Drüsenpest und fast immer tötlich ist die
Lungenpest. Sie verläuft unter den Erscheinungen einer schweren Lungen-
entzündung mit Auswurf, welcher häufig reichlich oft blutig und von flüssiger
oder zäher Beschaffenheit ist.
4. Das Eindringen des Pestkeimes in den Körper erfolgt bei der
Drüsenpest von der Oberfläche des Körpers aus. In verhältnismäßig
seltenen Fällen entsteht auf der Haut als erste Krankheitserscheinung eine
schmerzhafte Blase, die sehr bald in ein Geschwür sich umzuwandeln pflegt.
In der Regel aber läßt sich die Stelle, wo der Krankheitskeim eingedrungen
ist, nicht sachzumensen. Die unbedeutendsten Kratzwunden, Hautrisse, Haut-
ahisan, Flohstiche und dergleichen können dem Pestkeim als Eintriits-
pforte dienen.
Die Lungenpest kommt dadurch zustande, daß der Pestkeim durch den
Mund oder durch die Nase in die Luftwege gelangt.
5. Jeder Pestkranke bedeutet für seine Umgebung eine Gefahr. Besonders
efährlich aber ist der Lungenpestkranke, dessen Lungenauswurf bei jedem
Hüstenanfalle, ja schon beim Sprechen in feinste Teile verspritzt wird und
dadurch die Pestkeime verbreitet.
Auch von den Pestleichen aus kann bei Bernachlässigung der erforderlichen
Vorsichtsmaßregeln die Ansteckung leicht erfolgen.
6. Durch Kleidungsstücke, Leib= und Bettwäsche, Betten, Lumpen und
dergleichen, welche mit Pestkranken und ihren Absonderungen in Berührung
gekommen sind, kann die Seuche ebenfalls verschleppt werden.
7. In 7 Maße sind bei der Verbreitung des Pestkeimes die Ratten
beteiligt. Diese Tiere sind der Ansteckung überaus zugänglic sie kommen
vor dem Tode aus ihren Schlupfwinkeln hervor und verschleppen den Krank-
Hätglemm innerhalb der menschlichen Wohnungen und von Haus zu Haus.
eselbe gilt in gFeringerem Grade auch von den Mäusen. «
8. Unreinlichkeit, sowie überfüllte, dunkle und feuchte Wohnungen
HSey#s#en ganz besonders die Berbreitung der Pest. Die Insassen rein-