Full text: Also sprach Bismarck. Band I. 1846 - 1870. (1)

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meinte, daß wenn er auch damals ganz Süddeutschland und 
Deutsch-Oesterreich mit Preußen hätte vereinigen können, er 
es nicht getan habe, weil damit zu viele heterogene 
Elemente zusammengeworfen worden wären und daraus keine 
dauernde Gestaltung geschaffen worden wäre. „Gegen den süd- 
deutschen Bund habe ich nichts zu erinnern, doch gebe ich 
zu, daß damit die erneute Teilnahme Oesterreichs an den 
deutschen Verhältnissen ermöglicht wird, woraus Schwierig- 
keiten entstehen könnten.“ 
Berlin, Ende der 60er Jahre. 
Unterredung mit Frau Geheimrat Flora 
von Pommer-Esche, betreffend ihren Ge- 
mahl und ein Mittel zur Beruhigung von 
Bismarcks Nerven.) 
Bei einem Hoffest bemerkte Bismarck zu dem Geheimrat 
Friedrich von Pommer-Esche: „Nun — es freut mich, daß 
Sie mir widersprechen. Sie haben Charakter! Mit den 
ewigen Ja-Brüdern bin ich nicht einverstanden!“ Und zu 
dessen Gemahlin Flora gewandt, bemerkte er: „Ich bin ge- 
stern in der Bundesratssitzung verstimmt gewesen, und dennoch 
haben Sie einen famosen Mann, der kein Blatt vor den Mund 
nimmt. Sein festes Verneinen hat mir imponiert. Be- 
harrlich muß der Mensch sein, wenn er überzeugt ist von 
der Richtigkeit seiner Sache. Wissen Sie, was ich gestern 
Abend tat, unn meinen Aerger zu bändigen? Ich war ein 
recht forscher Student — habe auch noch immer die Ader 
*) Dem im Aprilheft 1909 der Monatsschrift „Nord und 
Süd“ veröffentlichten Aufsatz von Ernst Friedegg: „Intimes aus 
Hofkreisen“ entnommen, nach Briefen und Tagebuchnotizen der 
1900 verstorbenen Flora von Pommer-Esche. Frau v. Pommer- 
Esche irrt, wenn sie die Unterredung auf ein Hoffest vom Winter 
1865 verlegt. Sie läßt ihren Gemahl als Mitglied des Bundesrats 
auftreten; einen Bundesrat hat es vor 1867 nicht gegeben.
	        
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