Full text: Also sprach Bismarck. Band II. 1870 - 1888. (2)

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Berlin, 25. Mai 1871. 
Unterredung mit dem Generalsuperintendenten 
D. Büchsel, betreffend Bismarcks Gelingen.“ 
Nach dem Kriege 1870/71 traf der Generalsuperinten- 
dent D. Büchsel eines Tages Bismarck im Tiergarten. „Durch- 
laucht, ich möchte Ihnen einmal die Hand drücken; denn dieser 
festen und eisernen Hand gelingt doch alles, was sie erfaßt.“ 
Bismarck: „Mir gelingt alles?! Ach, da sind Sie sehr 
im Irrtum. Ich will Ihnen gleich eine ganze Reihe von 
Dingen anführen, die mir nicht gelungen sind. Zur Zeit 
der polnischen Insurrektion wollte ich so, und es kam ganz 
anders. 1866 wollte ich das und das und mein Plan wurde 
diese in scherzhaftem Tone gegebene Erwiderung lächelnd durch 
eine höflich ironische Verbeugung. Bismarcks „Gedanken und 
Erinnerungen“, Bd. II, S. 126. 
Kurze Zeit nach Beendigung des französischen Krieges 
hielt Bamberger im Reichstag eine Rede, worin er die Ver- 
dienste des Dr. Stephan um die Verwaltung der Feldpost in 
Feindesland feierte. Nach Schluß der Sitzung trafen sich Bismar 
und Bamberger zufällig flüchtig. „Sie haben mir — bemerkte 
der Kanzler — heute einen schlechten Dienst erwiesen. Nach 
Ihrer Rede wird Stephan noch eitler, und die Eitelkeit ist bei 
dem Menschen eine Hypothek, die man von seinem Werte ab- 
ziehen muß.“ 
*) Nach einer Erzählung Büchsels, die er dem Missions- 
direktor Gensichen gemacht. 
Stöcker erzählt in seinen nachgelassenen Papieren: Dem 
alten Büchsel begegnete der Fürst einmal im Tiergarten zu Pferde 
— es war ummittelbar nach dem französischen Kriege — und 
Büchsel sagte zu ihm: „Jch möchte Sie eimmal fragen, ob 
Sie für Ihre Politik auch den lieben Gott angerufen haben.“ 
— „Ach, lieber Herr Generalsuperintendent, wie können Sie 
wohl denken, daß man solche großen Dinge tun könnte, ohne 
sich mit dem lebendigen Gott ins Einvernehmen zu setzen. Meine 
Taten sind die Frucht meiner Gebete.“ — Ein Freund Stöckers
	        
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