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Fraktion des Reichstages, daß ich jetzt hier vor Ihnen sitze,
um Sie zu bitten, die letzte von Ihnen im Herrenhause
gehaltene Rede,“) welche geeignet ist, die allerverderblich—
sten Mißverständnisse über Eurer Durchlaucht Stellung zu der
konservativen Partei zu verbreiten, so bald als irgend möglich
öffentlich und authentisch zu interpretieren, denn die konservative
Partei des Reichstags ist sich bewußt, keinerlei Schwierigkeiten
bisher Eurer Durchlaucht —“
Bismarck: „Wer gehört jetzt zum Vorstand der konserva-
tiven Reichstagsfraktion?“
Diest: „Herr v. Blankenburg, der sich noch nicht hat hierh er
begeben können“, —
Bismarck: „Ha, Fahnenflucht!“
Diest: „Ferner Graf Moltke, der aber mehr als Ehrenmit—
glied des Vorstandes figuriert, Herr v. Frankenberg-Ludwigs-
dorf, das älteste Mitglied des Hauses, Herr v. Denzin, wenn
ich nicht irre, auch Herr v. Bodelschwingh —“
Bismarck: „Halt! mit einer Fraktion, zu der Herr
v. Bodelschwingh gehört, kann ich nicht verhandeln!“
Diest: „Ich glaube, daß in jeder Fraktion sich Personen
befinden, die Ihnen nicht genehm sind; ich könnte Ihnen aus
der nationalliberalen Fraktion so und so viele an den Fingern
herzählen, und doch werden Sie deshalb den Verkehr mit der
Fraktion nicht abbrechen.“
Bismarck: „Nun ich kann mit Ihnen über Bodelschwingh
nicht offen sprechen, die Namen Diest und Bodelschwingh
sind verkettet, und ich bleibe dabei, daß ich mit einer Fraktion,
deren Mitglied Herr v. Bodelschwingh, mein abgesagter Feind,
ist, unmöglich verhandeln kann.“
Diest: „Sie überschätzen den Einfluß des Herrn v. Bodel-
schwingh, der jetzt sehr zurückgezogen von der Politik lebt,
*.) Gemeint ist wohl Bismarcks Herrenhaus-Rede vom
10. März 1873.