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zu besetzen, und nun, der geborene neue Ministerpräsident:
General Manteuffel! Ich kann nicht mehr und habe alle Lust
verloren! In der Konfliktszeit, da habe ich freudig ge-
kämpft, als ich viel Feinde hatte, jetzt aber, da ich von den
Meinigen verlassen bin, lege ich mein Schwert auf die Seite;
grausames Verlangen, wenn Sie meinen, daß ich angesichts
der Wahlen und angesichts des mit dem Unglauben ver-
einigten und erstarkten Liberalismus noch bleiben soll; ich werde-
vielmehr die Kreise meiner Tätigkeit immer enger ziehen, es
mag das Wettrennen dann ohne mich weitergehen; Roon,
Eulenburg, Camphausen, sie mögen sehen, wer dem anderen
zuvorkommt, Camphausen hat viele Chancen für sich; es mag
sein, daß er mit einigen Nasenlängen Sieger bleibt.“ — —
Diest: „Ich wünsche Ihnen, Sie hätten die gestrige Auf-
führung des „Julius Cäsar“ durch hiesige Studenten ge-
sehen, das Stück packte den Hörer wieder mit seiner groß-
artigen Gewalt und riß ihn heraus aus der Alltäglichkeit der
Arbeit.“
Bismarck: „So waren Sie da? Der Kaiser war ja wohl
auch da? Aber sie haben den Cäsar doch totgestochen.“
Diest: „Ja aber wie hat Cäsar auch seine besten Freunde
behandelt. „Ich stoße Dich fort wie einen Hund,“ ruft er
dem Bittsteller zu, der vor ihm kniet.“
Bismarck: „Aber item, sie haben ihn doch totgestochen!
Nein, nein, das ist alles nichts mehr für mich. Wenn Sie
wüßten, wie mir der Kaiser die Geschäfte erschwert. Gott
mag wissen, wie das weitergehen soll!“ Diest las Bismarck
nunmehr Stellen aus einem Briefe von Brauchtisch und
die Hauptstellen aus dem Artikel der „Kreuzzeitung“
vom 18. März, Nr. 65, überschrieben: „Der Reichskanzler
und die konservative Partei“ vor. „Sehen Sie, Durchlaucht,
es ist viel geschehen, um Ihre Freunde unter den konser-
vativen und gläubigen Leuten stutzig zu machen. Schon seit
dem unglücklichen Worte und Begriff: „Indemnität“ nach dem