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einen neuen Krieg mit dem Nachbarn vom Zaune zu brechen,
antwortete er:?) „Die Franzosen sind nicht bei Verstand. Wir
haben bei einem Kriege nichts zu gewinnen, aber alles aufs
Spiel zu setzen. Wenn wir gezwungen werden, schreiten wir
zum Kriege, aus eigenem Antriebe nimmermehr.“
Salzburg, 18.—20. September 1877.
Unterredung mit dem Minister Andrassy, betref-
fend den Kaiser Wilhelm.“
Auf die Frage nach Bismarcks Befinden hatte Andrassy
zur Antwort erhalten: „Gastein hat mir gutgetan, aber in
Berlin erwarten mich wieder Unannehmlichkeiten, die alles
verderben können ... Ich werde einige Minister wegschicken
müssen.“
Andrassy: „Das muß Ihnen doch nicht schwer fallen, darin
sind Sie ja ziemlich geübt.“
Bismarck: „Gewiß, aber mein allergnädigster Herr macht
mir doch immer Schwierigkeiten. Einmal sagte mir Se. Ma-
jestät, was ich denn gegen den Mann habe, dessen Enthebung
ich betrieb. Ich erwiderte: Nichts, Majestät, als daß er
dumm ist. — Ja freilich, bemerkte der Allergnädigste: Sie
halten gleich jeden für dumm. Mich am Ende auch, aber
mich können Sie doch nicht fortschicken!“
Berlin, 23. September 1877.
Unterredung mit dem Präsidenten des Reichs-
kanzleramtes, Staatsminister Hofmann, betreffend
die Fabrikgesetzgebung und das Tabakmonopol.
Bismarck: „Ich habe vor meiner Abreise nach Friedrichs-
ruh Ihnen noch meine Ansicht über die drei Gesetzentwürfe
*) Nach der zu Eingang erwähnten Quelle.
»*) Nach einer Veröffentlichung des ehemaligen Sektions-
chefs des österreichisch = ungarischen Ministeriums Ludwig Deoczi in
der „Neuen Freien Presse“ (1896).