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Berlin um Neujahr (vielleicht 2. oder 3. Jan.) 1885.“7)
Unterredung mit dem Oberst Schiel, betreffend
afrikanische Verhältnisse.“
Eine Ausdehnung des deutschen Protektorats von Zulu-
land über die Landstrecken von Sambane, Umbegisa, Ma-
schonaland, Matabeleland und Barotseland, sowie eine Eini-
gung mit der Transvaalrepublik über das Zwasieland lag
damals im Bereich der Möglichkeit und die Vorteile, die
Deutschland durch eine derartige Ausdehnung seiner Interessen
erreicht hätte, wären wohl von Bedeutung gewesen. Auch
Bismarck sah diese Vorteile ein. Für ihn war jedoch die
Beantwortung der Frage: wie wird die Transvaalregierung
sich zu der Angelegenheit verhalten, von großer Wichkigkeit.
„Es lohnt sich für Deutschland nicht, in einer neuen Kolonie
von Beginn an zwei Feinde zu haben. Sie wissen selbst,
daß England uns in jeder Hinsicht mit aller Kraft Opposition
machen wird. Ich fürchte diese Opposition nicht. Wenn
wir dann aber auch noch die Boeren gegen uns haben, dann
würde eine neue Kolonie in jenem Teile Afrikas Deutschland
*) Ein intimer deutscher Bekannter Bismarcks, der zur
Zeit seines Todes in England weilte, erzählte einem englischen
Staatsmann: „Ueber englische Gesellschaft und öffentliches Leben
fällte der Fürst einmal ein besonderes Urteil, als er hörte, daß
sich ein hervorragender englischer Staatsmann habe zurückziehen
müssen, weil er in einen gesellschaftlichen Skandal verwickelt war.
„Ich trenne das öffentliche und private Leben eines Mannes als
ganz verschiedene Dinge voneinander: es ist eine Frechheit seitens
eines Vokkes, das von der öffentlichen Tätigkeit eines Mannes
profitiert, sich um die Details seines Privatlebens zu beküm-
mern, und ich muß die Engländer für ein dummes Volk halten,
einen ihrer besten Männer wegen eines privaten Vergehens fort-
zuschicken.“ Diese Aeußerung klingt nicht glaubwürdig.
"“) Nach dem Werke des Obersten Schiel, „23 Jahre Sturm
und Sonnenschein in Südafrika“.