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viel zu große Rolle. Dem Minister Freycinet ist es wohl
um eine kleine Gloriole zu tun gewesen. Daß der Kaiser
von Rußland Rücksicht auf seinen Schwager nimmt, ist er-
klärlich; persönliche Nebenabsichten hat der Kaiser nicht.“
Berlin, 12. Mai 1886.
Unterredung mit dem Geh. Legationsrat Lothar
Bucher, betreffend dessen Zurdispositions-Stellung.
Bucher: „Ich habe mich trotz des mir gütigst bewilligten
mehrmaligen längeren Urlaubes von der großen Nervosität
nicht befreit, die sich infolge langjähriger rheumatischer Leiden
bei mir eingestellt hat.“
Bismarck: „Ich werde beim Kaiser für Sie den Titel
„Exzellenz“ erwirken, im Auswärtigen Amte aber müssen
Sie weiter verbleiben um nach Ihrer Wahl größere Auf-
sätze zu bearbeiten; den gewöhnlichen Dienst brauchen Sie
nicht weiter zu versehen.“
Bucher: „Ich habe früher gegen Orden und Titel ge-
sprochen, und ich wäre so das fünfte Rad am Wagen, ich
bitte um meinen Abschied!“
Bismarck: „Ich bin bereit, zu tun, was Sie verlangen,
bin auch bereit, mehr zu tun.“ «
Bucher: „Wenn ich zur Disposition gestellt wäre, würde
ich so zufrieden sein, wie ich überhaupt sein könnte.“
Bismarck: „So schreiben Sie mir das, damit ich dem
Kaiser sagen kann, daß Sie nichts weiter wünschen.“)
*) Durch Allerh. Kabinettsordre wurde Bucher zur Disp?-
sätion gestellt unter Zusicherung w###n dreiviertel seiner Bezüge.
Bismarck dankte ihm für seine langjährigen Dienste und fügte
„von Herzen“ gute Wünsche für seine Zukunft hinzu.
Nach dem „Temps“ hätte Bismarck im September 1886 gesagt,
Rußland habe versprochen, Bulgarien nicht zu besetzen; täte es
dies dennoch. so werde Oesterreich es nicht verhindern, oder