334 Der Feldzug der Mainarmee.
Dieser Abzug der Waffenbrüder vom VIII. Armeekorps konnte indessen
die Lage der Bayern kaum noch verschlimmern. Prinz Karl hatte schon am
Morgen des 26. Juli, als ihm die Meldung zuging, die Wagen und Geschütze
des VIII. Armeekorps versperrten die Engwege und Thore bei Würzburg,
jede Hoffnung aufgegeben, seinerseits den Mainübergang bei Würzburg
bewerkstelligen zu können. Nur zwei stromabwärts befindliche Brücken, eine
steinerne und eine Schiffbrücke, konnten für den Rückzug noch in Betracht
kommen.
Mehrfach verstärkt, zählte die bayrische Armee noch immer gegen
50 000 Mannz; die ihr gegenüberstehenden preußischen Generale Beyer und
Flies verfügten über höchstens 33000 Mann. Aber die rechte Kampfes-
freudigkeit und frischer Wagemut waren infolge der durch die unzulängliche
Führung verschuldeten bisherige Mißerfolge bei Offizieren und Mannschaften
größtenteils dahin, und so leisteten die bayrischen Truppen auch nicht das-
jenige, was sie vier Jahre nachher bei trefflicher Leitung vermochten.
Sei Koßbrunn. Preußischerseits erriet man die Absicht des Gegners,
den Main zu überschreiten, und den Wert, den jede Minute Zeitgewinn für
jenen habe, richtig ermessend, beschloß man, die bei Roßbrunn, zwei Meilen
von Würzburg, vereinigten Bayern am 26. ungesäumt anzugreifen.
Prinz Karl hatte bei dem zu erwartenden Zusammenstoße auf die Mit-
wirkung des Bundeskorps fest gerechnet, dieselbe blieb jedoch aus. Die
Division Flies, welche bei Uttingen, kaum eine halbe Stunde entfernt,
gelagert hatte, begegnete dem feindlichen Vorstoß durch einen Gegenangriff,
und so kam es zu einem letzten und vielleicht dem blutigsten Gefecht der
Mainarmee vor dem Waffenstillstande. Die bayrischen Jäger leisteten
Rühmliches; die einzelnen Höhen mußten von den Preußen unter empfind-
lichen Verlusten erstürmt werden, zwei preußische Regimenter, welche hier
zuerst die Feuertaufe erhielten, das 36. (Magdeburger) und das 59. (Polen),
litten außerordentlich; ersteres büßte ein Drittel seiner Offiziere und über
400 Mann ein.
Dies Ringen dauerte über eine Stunde, bis den tapferen preußischen
Streitern endlich Verstärkung vom 20. und durch Teile des 30. und des
40. Regiments zugeführt wurde. Aber erst gegen zehn Uhr, nach sechs-
stündigem Widerstande, räumten die Bayern ihre Stellung, nachdem sie sich
auf einem weiter zurückliegenden Höhen zuge nochmals dem Feinde mutig ent-
gegengeworfen hatten. Außer dem rechtzeitigen Eingreifen der Reserven kam
den Preußen noch zu statten, daß zu guter Stunde auch die Division Beyer
von Helmstadt her angerückt war und, den Rückzug der Bayern bedrohend,
denselben ihren Stützpunkt entriß.
Infolge des Ausganges dieses heißen Kampftages sahen sich die Bayern
genötigt, über den Main gegen Würzburg abzuziehen; Prinz Karl beklagte
sich bitter über das Ausbleiben der Verbündeten, das diesen neuen Fehlschlag
herbeigeführt habe. Seine Armee hatte große Verluste an Offizieren erlitten,
jedoch auch vorübergehend einen Erfolg davongetragen.