Full text: Fünfzig Jahre aus Preußens und Deutschlands Geschichte.

356 Friedensschluß. 
Admiral Tegetthoff zogen die Italiener den kürzeren. Der entscheidende 
Sieg Preußens brachte es jedoch mit sich, daß auch sein italienischer Bundes- 
genosse trotz erlittener Niederlagen an den errungenen Erfolgen teilnahm, 
indem, wie oben erzählt wurde, Osterreich sich noch während des Krieges zur 
Abtretung Venetiens entschloß. Im späteren Friedensschluß wurde die endgültige 
Wiedervereinigung der Provinz mit dem Königreich Italien bestätigt. 
Benedeks Ausgang. Über den unglücklichen österreichischen Feldherrn, 
dem man die Schuld an der Niederlage bei Königgrätz beigemessen hat, sind 
späterhin vielfach abweichende Urteile abgegeben worden. Außerhalb Osterreichs 
haben vornehmlich urteilsberufene Männer Preußens (vergl. S. 312) mit 
viel größerer Achtung von den Leistungen Benedeks gesprochen, als dies in 
Wien seitens der Mehrzahl der militärischen Stimmführer jener Tage ge- 
schehen ist. Erst nach seinem Tode (Ende April 1881) ließ man dem, wenn 
auch unglücklichen, doch durchaus achtbaren Heerführer einigermaßen Gerechtig- 
keit widerfahren. „Wir waren geschlagen", so schrieb in einem Nachrufe ein 
Wiener Blatt, „bevor wir in den Kampf zogen. Der unglückliche Benedek 
sollte das mit dem Schwerte gut machen, was Generationen von Staatsmännern 
in der Zivil= und Kriegsverwaltung verbrochen hatten. Das war eine über- 
menschliche Aufgabe.“ Benedek selbst hat allen Angriffen gegenüber beharrlich 
geschwiegen, weniger im Bewußtsein eigner Schuld, als deshalb, weil er als 
guter Soldat und treuer Diener seines Kaisers die öffentliche Erörterung un- 
erquicklicher Zustände in der militärischen Oberleitung des eignen Landes ver- 
meiden wollte. Er starb fast vergessen zu Graz in Einsamkeit. 
Nichts bezeugt mehr die zwingende Natur der Umstände, welche dem 
Könige Wilhelm das Schwert in die Hand gedrückt hatten, als die schlichten 
Worte, die er gelegentlich der Siegesfeier (am 11. September) an die städtische 
Abordnung von Potsdam richtete. „Es ist mir in meinem hohen Alter sehr 
schwer geworden, das Wort „Krieg“" auszusprechen“, sagte der Monarch, 
„Krieg gegen einen alten Bundesgenossen, der seine berechtigte Stellung in 
Deutschland hatte, zu dessen altem Fürstenhause ich vielfach Beziehungen hatte 
— es ist mir doppelt schwer geworden, weil ich die Opfer kannte, welche ich 
meinem Volke auferlegen mußte; aber ich bin herausgefordert worden und 
mußte den Kampf annehmen.“ 
Aber welche Genugthuung auch die errungenen Siege nach so manchen 
bitteren Jahren der Zwietracht dem königlichen Feldherrn gewähren mußten, 
den herrlichsten Sieg errang doch der jetzt erst voll gewürdigte Monarch im 
eignen Lande! Wie viel hatte man ihm und seinem ersten Ratgeber, dem 
Grafen Bismarck, abzubitten, welchen Dank schuldete man dem getreuen Roon 
und dem bewährten Kriegsmeister von Moltke! Den Wert dieser Männer 
und ihre außerordentlichen Eigenschaften erkannt zu haben, als noch eine große 
Mehrzahl, wenigstens gegen die beiden Minister, im heftigsten Kampfe stand, 
wird dem Könige Wilhelm für alle Zeiten zu Ruhm und Ehre gereichen.
	        
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