Rückkehr der Truppen. 359
kundgegeben durch die Stimmung des Heeres, durch die Wahlen,
durch das gehobene Gefühl, welches unser Volk erfüllt. Die
Hunderttausende unsrer Krieger, welche an den heimatlichen Herd zurückkehren,
sie werden nicht von dem Budgetstreit sprechen, sondern von den Schlachten,
die sie gewonnen, und von den Erfolgen, die sie errungen. Auf diese
Stimmung und auf diese öffentliche Meinung haben wir Rücksicht zu nehmen.“
Das von der Regierung eingebrachte Indemnitätsgesetz wurde am
3. September mit 230 gegen 75 Stimmen angenommen und ein außerordent-
licher Kredit ven 60 Millionen bewilligt zu dem Zweck, den durch den Krieg
erschöpften Staatsschatz wieder zu füllen. Weiterhin wurde von seiten des
Monarchen angekündigt, daß man der Neugestaltung Deutschlands auf breiterer
und festerer Grundlage und damit zugleich der Einverleibung der eroberten,
die Monarchie besser zusammenfassenden und abrundenden Nachbargebiete ent-
gegenzusehen habe. «
„Die genannten Länder“, erklärte der König in seiner Botschaft an den
Landtag, „würden, falls man ihre Selbständigkeit bewahren wollte, vermöge
ihrer geographischen Lage bei einer feindseligen oder auch nur zweifelhaften
Stellung ihrer Regierungen der preußischen Politik und militärischen Aktion
Schwierigkeiten und Hemmnisse bereiten können, welche weit über das Maß
ihrer thatsächlichen Macht und Bedeutung hinausgehen.“
Die Einverleibung von Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Kassel,
Frankfurt a. M. und Nassau wurde von dem Abgeordnetenhause fast einstimmig
gutgeheißen.
Seit 1864 hatte sich das königliche Militärreformwerk zum wiederholten
Male und in noch viel großartigerer Weise bewährt. Wer wollte nun noch
daran rütteln? Nicht nur genehmigte die Kammer den Militäretat, sondern
es wurde auch einem Herzenswunsche des Monarchen genügt, um ihm damit
ein besonderes Zeichen der Dankbarkeit und des Vertrauens zu geben. Seinem
Wunsche gemäß wurde eine halbe Million Thaler zu Ehrengaben für die
Heerführer bewilligt. Die Abgeordneten fügten ihrerseits den Wunsch hinzu,
es möchten in erster Linie Graf Bismarck und die Generale von Roon
und von Moltke, dann Vogel von Falckenstein, von Steinmetz und
Herwarth von Bittenfeld berücksichtigt werden, der Erstgenannte, weil
seine Politik grundbestimmend für die neue, Segen für das engere und weitere
Vaterland verheißende Lage gewirkt, der Kriegsminister, weil er durch sein
organisatorisches Talent und seine unermüdliche Thätigkeit die herrlichen Siege
vorbereitet, Moltke, weil er dieselben mit herbeigeführt habe. An diesen Akt
königlicher Anerkennung schloß sich die Stiftung des Erinnerungskreuzes
(20. Septbr.) an. Die Grundsteinlegung des Siegesdenkmals zur Erinnerung
an den glänzenden Feldzug in Schleswig-Holstein hatte schon am 18. April 1865
stattgefunden.
nüchkehr der Truppen. Das war ein herrlicher Tag, der 20. Sep-
tember 1866, an welchem, eingeholt vom Könige, die Truppen durch das
Brandenburger Thor in die Stadt einzogen! In nächster Nähe des Königs
befanden sich Graf Bismarck, der Kriegsminister von Roon und von Moltke,