50 Der erste dänische Krieg in den Jahren 1848—1850.
Schanze legte die Büchse auf den feindlichen Offizier an; selbst der gemeine
Mann achtete und bewunderte den Heldenmut des Feindes.
Bei Schilderung der Kriegsereignisse in Schleswig-Holstein waren uns
Aufzeichnungen eines Freundes zur Hand, welcher sowohl in der Artillerie als
auch bei den Dragonern des Heeres der vereinigten Provinzen gedient hatte.
Sein Tagebuch enthält mancherlei bemerkenswerte Züge und Schilderungen
von Personen und Zuständen jener Zeit. Eine Episode aus der Reihe dieser
Lebens= und Kriegsschilderungen geben wir unter der in jenem Tagebuche da-
für gewählten Uberschrift:
Hans Peter, der AMrtillerist, und sein Fod.
„Heute“, so heißt es dort, „ereilte der Tod ein braves, biederes Herz
— einen Kameraden von der schleswig-holsteinischen Armee, den wir schwer
vermissen werden, denn er war nicht bloß ein tapferer Soldat, sondern machte
uns auch vielen Spaß durch seine ungeheure, schwerfällige Behaglichkeit und
seinen — Appetit. So oft es anging, selbst mitten im heftigsten Feuer, sah
man ihn fast nie anders, als mit einer mächtigen Butterstulle in der Hand und
auf beiden Backen kauend. Wie sein Vatersname war, habe ich nie erfahren,
man hieß ihn überall nur Hans Peter. Er stand schon mit bei unsrer
Batterie, als wir im Hafen von Eckernförde mit dem „Christian VIII.“ ein
Wörtlein redeten. Als das dänische Linienschiff uns seine erste volle Ladung
mit den schweren Geschützen der ganzen Breitseite gab, so daß der Boden von
den einschlagenden Kugeln tief aufgewühlt ward, schrie er, vor Vergnügen
schmunzelnd: „Süh, dat is een ornlich Muul vull Klümpp (Klöße), nu
Chrifchan kriegst du wedder eenen“, dabei zielte er ganz ruhig und sicher und
feuerte sein Geschütz ab. Jede kleine Pause, die bisweilen nötig wurde, um
die wenigen Kanonen, die wir hatten, nicht zu sehr zu erhitzen, benutzte er, um
sich aus seinem Buttertopf, den er vorsorglich in eine Ecke gestellt, ein mächtiges
Butterbrot zu schmieren. Plötzlich traf eine Kugel den Wischer, den er in der
Hand hielt, zerschmetterte denselben, so daß Hans Peter dabei zu Boden
stürzte, und fuhr dann — in den Buttertopf, den sie in tausend Stücke riß.
Als Hans Peter sich wieder aufrichtete, war sein erster Blick nach seinem
Buttertopf, und als er sah, welcher Verlust ihn getroffen, war es auch mit
seinem bis jetzt unerschütterlich gewesenen Gleichmut aus, denn er rief erzürnt:
„Dee verfluchten Himmelhunde von Dänen, mie mienen schönen Bodderpott
mit twee Pund frisch saltene Bodder intwei to scheeten, nu sall se ook dat
Dunnerwädder holen“, und dabei richtete er das Geschütz so sicher, daß die
Kugel mit einem Kernschuß das dänische Linienschiff traf. Als das Gefecht
über die Mittagszeit fortdauerte, war Hans Peter sehr erbost und meinte:
„So väl Tied künn doch dabie äber sinn, dat man ornlich sien Mittagsbrot
äten künn.“ Auch die fürchterliche Explosion des „Christian VIII."“ erschütterte
ihn nicht im mindesten, und er legte sein Stück Brot, welches er jetzt trocken
verzehren mußte, während all des Gekraches nicht aus der Hand. Einmal
flog ihm ein Stück von einer abgeschossenen Lafette so stark an die Brust, daß
er davon zu Boden geschmettert ward und wir ihn schon für tot hielten. Hans