Bei Idstedt. 53
rüstung und bessere Ausbildung desselben während des Waffenstillstandes vom
Juli 1849 bis Juni 1850 betrieben, da alles dafür zu sprechen schien, daß
die Herzogtümer bei einem abermaligen Ausbruche des Krieges voraussichtlich
auf eignen Füßen würden stehen müssen. In dem großen Zeltlager bei Rends-
burg, welches die Armee zu Anfang des Sommers 1850 bezog, wurde von
früh bis spät exerziert, Felddienst geübt und geschossen.
Das schleswig-holsteinische Heer zählte 1850 bei Beginn der Feindselig-
keiten 20 Bataillone, 5 Jägerkorps, 12 Eskadrons, 84 Geschütze, im ganzen
25 000 Mann in 5 Brigaden zu je 4 Bataillonen. Einen empfindlichen Verlust
erlitt diese vom besten Mute beseelte Armee, als wenige Monate vor Eröff-
nung des Krieges infolge der Abschwenkung Preußens der Schöpfer und Ober-
befehlshaber derselben, General von Bonin, und sämtliche preußische Offiziere,
insofern sie nicht in schleswig-holsteinische Dienste übertreten wollten, von dem
preußischen Kriegsministerium zurückberufen wurden.
Manche Veränderungen in der Organisation, welche der neu berufene, aus
der preußischen Armee ausgetretene Befehlshaber, General von Willisen, kurz
vor dem Kriege noch einführte, waren den Truppen ungewohnt und wirkten nicht
günstig. Nach und nach gelang es zwar, das Heer bis auf nahezu 30 000 Mann
zu verstärken, zu deren Führung eine Menge Offiziere von nah und fern herbeieilten.
Bald schwanden jedoch die Hoffnungen dahin, welche die schleswig-holsteinischen
Freiheitskämpfer an die Person des neuen Oberbefehlshabers geknüpft hatten.
Das dänische Heer unter General von Kroghbestand bei diesem dritten
Waffengange aus 32 Bataillonen, 19 Eskadrons, 96 Geschützen, im ganzen
38 000 Mann, eingeteilt in 2 Divisionen.
Als im Juni 1850 der Friede zwischen Preußen und Dänemark zu Berlin
abgeschlossen war, demzufolge die preußischen Truppen Schleswig räumten, und
nachdem die schleswig-holsteinische Regierung vergebens gegen die Vergewaltigung
durch einen Stärkeren und gegen die Nichtachtung alter Gerechtsame Einspruch
erhoben hatte, rückte Willisen in Schleswig ein. Aber schon die ersten Zusammen-
5ße brachten denjenigen, welche von dem Heerführertalente dieses gelehrten
ilitärs große Erwartungen gehegt hatten, eine schwere Enttäuschung. Unter
seiner Führung erlitt das schleswig-holsteinische Heer am 25. Juli 1850 bei
Idstedt unweit Schleswig eine empfindliche Niederlage, und es mußte wieder
bis hinter die Eider zurückgehen. Da erschien das Londoner Protokoll vom
2. August und verkündete den Willen der Großmächte: England, Rußland,
Frankreich, Schweden erklärten sich für den dänischen Einheitsstaat; Osterreich
hatte das Abkommen mit unterzeichnet, vorbehaltlich der Rechte des damals noch
nicht wieder zu neuem Scheinleben aufgewachten Deutschen Bundes.
Dieses Verfügen über ein deutsches Land, ohne die Wünsche der Be-
völkerung zu berücksichtigen, brachte die Patrioten in den deutschen Nordmarken
zur Verzweiflung. Sie waren entschlossen, lieber den Kampf auf Leben und Tod
zu bestehen, als sich der dänischen Willkür zu unterwerfen. Doch auch Willisens
Nachfolger, General von Horst, konnte trotz der Tapferkeit der Schleswig-Hol-
steiner bei Friedrichstadt und Missunde Schleswig nicht zurückgewinnen.
Unterdessen hatte Osterreich über seine Widersacher in Italien und Ungarn