Object: Deutsches Kolonialblatt. IV. Jahrgang, 1893. (4)

für die Truppe ankommen, und glaubt mit den we- 
nigen Begleilmannschaften und Ansiedlern ein leichtes 
Spiel zu haben. 
Zu diesem Zweck hat er am 22. August auf 
den von der Bay in das Hinterland führenden 
Wegen: 
Onanis—Tinkas — Usab, 
Tsaobis—Salem, 
Tsaobis——Horebis — Salem, 
Tsaobis—Pot—Dorstrevier — Modderfontein 
—fab. 
Rekognoszirungspatrouillen in der Stärke von 
20 bis 40 Reitern entsendet und ist selbst mit 
70 Reitern und 70 Mam zu Fuß auf letzterem 
Wege von einem Engländer Evenson und einem 
unter den Hereros lebenden Bastard gesehen worden. 
Als Freund der Engländer ließ er Evenson, 
nachdem er 3 Ochsen zum Schlachten erhalten, un- 
gehindert passiren. Er erzählle dem Engländer, 
daß er beabsichtige, den Major v. Frangois mit 
seiner Hand voll Leute abzufangen. Damit ihm 
Leßterer nicht entgehen könne, habe er alle wichtigen 
Wege beseht. Von jetzt ab würde er den Weg 
zwischen Walfischbai und Windhoek unsicher machen 
und nicht dulden, daß Weiße, Bastards und Hereros 
Fracht führen. 
Das erste Opfer dieser Drohung ist der Voer 
Wiese geworden, der, mit 13 Wagen auf dem Wege 
zur Walsischbai begrissen, unversehens am 25. August 
von Witbooischen in der Nähe von Horebis plötzlich 
überfallen wurde. Leider flüchtete auf die ersten Schüsse 
der Holtenkotten der größte Theil des unzuverlässigen 
Wagenpersonals und nur wenige Nehoboth-Bastards, 
die sich mit ihren Wagen dem Zuge angeschlossen 
hatten, setzten sich zur Wehr; sonst würden die 
Witbooischen, die nach Aussage des Evenson nur 
wenig Munilion bei sich führten (einige nur 5 bis 
7 Patronen) einen schweren Stand gehabt haben. 
Die Hotlentolten bemächtigten sich der Wagen, 
verbrannten dieselben, erbeuteten 321 Treckochsen 
und tödteten 14 Farbige. Dem übrigen Theil 
(19 Mann), darunter der Voer Wiese, gpelang es, 
nach Tsaobis zu entkommen. Schwer verwundet 
wurde der älteste Sohn des Häuptlings von Rehoboth, 
Cornelius van Wyk. Von den verbrannten Wagen 
und geraubten Ochsen gehörten dem Boer Wiese 
4 Wagen und 160 Ochsen, dem Engländer Tew 
60 Ochsen, das Uebrige den Bastards von Rehoboth, 
welche demnach den Hauptschaden tragen. 
Wie sehr dieser Verlust auch zu bedauern ist, 
so wird er andererseits die Bastards, die bis dahin 
nur laue Bundesgenossen waren, ganz auf unsere 
Seile treiben. In der That ist die Aufregung 
in Rehoboth über den Verlust an Menschen, 
Wagen und Treckvieh eine hroße. Der Häuptling 
ist untrösllich über die schwere Verwundung 
seines Sohnes und scheint weitgehende Maßregeln 
für den nächsten Zug gegen Witbooi zu treffen. 
  
So hat er das von Hendrik Witbooi aus 
Hoachanas vertriebene Rothe Volk, ebenso wie 
die Hereros zur Theilnahme an Witboois Ver- 
nichtung aufgefordert und mich gebeten, die Bastards 
von unserem demnächstigen Aufbruch gegen Witbooi 
zu benachrichtigen. 
Einer später eintreffenden Meldung aus Tsaobis 
zufolge sind am 28. August 4 Wagen des Bastards 
Hans Benkes, welcher mit Fracht für Schmerenbeck 
(Windhoek) von der Bai kam, den Witbocoischen 
zwischen Diepdal und Horebis in die Hände ge- 
fallen. Dieselben haben 3 Wagen verbrannt, das 
ganze Personal mit Ausnahme von zwei Jungen 
denen es zu flüchten gelang, getödtet und etwa 
80 Ochsen erbentet. Einen Wagen haben die Hotten- 
totten mit der hauptsächlichsten Fracht nach ihrem 
zur Zeit noch unbekannten Lager geschickt. 
Major v. Frangois ist von der Station Tsaobis 
durch einen Bergdamara über die Vorfälle am 
25. v. Ms. benachrichtigt worden. 
Rus dem Bereiche der Wissivnen und 
der RAnkisklaverei-Bewegung. 
Die Baseler Missionsgesellschaft hat in Kamerun 
erfreuliche Fortschritte zu verzeichnen. 
Neugegründet wurde die Station Lobethal im 
Lande der Mulimba und Bakoko. Die Missionare 
mußten dieselbe zwar zeitweilig im Verlaufe der 
Bakoko-Unruhen verlassen, sind aber nach Herstellung 
der Ordnung wieder zurückgekehrt. Die Mulimba 
sollen dem Christenthum zugänglicher sein als die 
Bakoko. Herr Schuler berichtet folgendermaßen. 
Es war am 5. Jannar, als wir die hiesige 
Station beziehen durften. Ein Obdach bot uns zu- 
nächst das neuerbaute Katechistenhaus, in das wir 
uns mit einem Theil unserer Arbeiter und dem 
jungen Lehrer Soso redlich zu theilen hatten. Große- 
Ansprüche in Bezug auf Bequemlichkeit dursten na- 
türlich nicht gemacht werden. 
Es war alles primitiv eingerichtet, von dem 
alten Fenstergitter an, das, auf kleine Lehmwände 
gelegt als Herd diente, und dem Backofen daneben, 
einer mit Lehm bestrichenen alten Petroleumbüchse, 
bis zum „Salontisch“, einer auf zwei leere Kisten 
genagelten Thüre. Es ging in Manchem etwas 
„buschmannmäßig"“ zu. Nun, im Busch waren wir 
ja auch, und unsere Schwarzen stiesen sich nicht 
daran, ja sie meinten sogar noch, wir kleideten uns 
nobel, wenn auch die Hosen dann und wamn einen 
nicht unbemerkbaren Riß hatten oder der Ellbogen 
durch den Hemdärmel hinausschaute. Wir hatten 
eben nicht immer Zeit zum Flicken. 
Die Hauptarbeit war vor Allem der Bau des 
Missionshauses, da die ersten Monate des Jahres 
 
	        
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