Innere Verwaltung. Manufacturen. 163
in seinem Lande zu haben. Den größten Werth legte er auf die
Förderung der Manufactur.
Die allgemeine Ueberzeugung in Deutschland, gegen Ende des
siebzehnten und im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts, ging dahin,
daß die tief herabgekommene deutsche Industrie ohne strenge Maß-
regeln vollends zu Grunde gehen müsse. In den gelesensten Schriften
klagt man, daß das Uebergewicht der französischen Manufactur der
deutschen Nation die innerste Kraft des Lebens, — d. h. die der
Hervorbringung — entziehe, das Blut aus ihren Adern sauge. Man
hat einmal zu dem heroischen Mittel gerathen, da keine Concurrenz
mit dem Auslande möglich sei, nur geradezu mit dem Verbote zu
beginnen, und dann erst die Gründung der eigenen Industrie folgen
zu lassen: denn wo keine Strenge, da sei auch kein Leben 2).
In der Mark Brandenburg sah man nun die traurigsten Be-
weise des Verfalles vor Augen. Die Tuche der Priegnitz und der
Altmark, die bisher in Hamburg gefärbt und dann nach dem Norden
verführt worden, ein nicht unbedeutender Erwerbszweig für Branden-
burg, fanden dort keinen Absatz mehr, weil sie den gestiegenen An-
sprüchen nicht mehr genügten :). Wie sollten sie die englische Con-
currenz auf den fremden Märkten aushalten, da sie ihr auf den ein-
heimischen unterlagen?
Von hohem Werthe in dieser Hinsicht war die Einwanderung
der französischen Flüchtlinge. Was bisher aus England oder aus
Frankreich mit großen Kosten bezogen worden: wurde nun in dem
eigenen Lande hervorgebracht, sogar mit dem Erfolg, daß es wieder-
ausgeführt wurde.
Friedrich Wilhelm war unendlich glücklich, daß das Geld im
Lande bleibe; er sah die Manufacturen nach dem Ausdruck des Pater
Vota wie ein ergiebiges Bergwerk an ?.
Sehr wahr, daß die Theorie, der er folgte, mit einer Ueber-
1) Ubi non est rigor, non est vigor. Hornegk: Oesterreich über alles
wenn es nur will, zuerst 1684, dann 1712, S. 95. Andere, sagt er, „wollen
die inländischen Manufacturen einführen, um die ausländische hernach zu ver-
bieten, ich aber rathe die ausländischen zu verbieten und hernach die inlän-
dischen einzuführen.“
2) König Berlin III, 357. 1707 hatte Königin Anna in England durch
eine Verordnung zur Aufmunterung des Zubereitens und Fürbens der wol-
lenen Zeuche eine starke Abgabe auf die Ausfuhr weißer wollener Tücher
gesetzt.
3) In einer Auszeichnung aus dem Jahre 1722 sagt der König: Vor
diesem schichten wir das Geld außer Landes und itzo kommt aus anderen