Polnisch-französische Verwickelung 1733—35. 221
10,000 Mann ins Feld stellen und sonst eine strenge Neutralität
beobachten wolle, wo nicht, so werde sie sich genöthigt sehen, feindlich
gegen ihn zu verfahren. Der König antwortete, da sein Verhalten
in der polnischen Angelegenheit den französischen Bundesgenossen, —
denn ihn gehe Stanislaus nichts an —, zu so großem Vortheil ge-
reiche, hätte er nicht erwartet, daß man ihm Dinge dieser Art unter
die Augen sagen würde: einen Revers, wie man fordere, werde er
niemals ausstellen, sich von der Sache des Reiches nimmermehr tren-
nen, sich die Hände nicht binden lassen: wolle Frankreich Krieg mit
ihm haben, so sei er bereit einen solchen anzunehmen 1). Die Mi-
nister, an die eine ähnliche Eröffnung von Frankreich gelangt war,
füsten hinzu: wenn der Prinz zur Armee gehe, so suche er sich nur
in dem zu vervollkommnen, was ihm als dem Erben der Krone das
Nothwendigste sei; was den. König betreffe, so müsse sich dieser das
Recht vorbehalten, sich seiner ganzen Macht zu bedienen, sei es, daß
dies wegen seiner Ansprüche auf Jülich-Berg, oder auch deshalb nötbig
werde, weil die französischen Waffen zu tief in Deutschland ein-
gedrungen. Es ist sehr auffallend, daß die Franzosen, obwohl ihnen
der Reichskrieg erklärt war, doch weder am mittleren noch am nie-
deren Rheine etwas Ernstliches unternahmen. Nur aus der Rücksicht
auf Preußen kann man es erklären. Weder Cöln noch Mainz, noch
auch Coblenz sollten die Franzosen angreifen: die preußischen Minister
sagen ihnen, würden sie eine von diesen Städten, oder auch nur
Rheinfels besetzen, so wüßten sie nicht, wie es weiter zwischen ihnen
gehen werde ?). Ohne Zweifel waren die Generalstaaten derselben
Gesinnung. So viel fehlte daran, daß zwischen Preußen und Frank-
reich ein Verständniß obgewaltet hätte. Ueber die Sache von Berg
ist einmal zwischen ihnen unterhandelt worden. Nur mit einigem
Widerstreben ließ sich der König darauf ein, und stellte noch stärkere
Forderungen auf, als die ihm der Kaiser bewilligt hatte: man ist
einander damals keinen Schritt breit näher gekommen.
1) „Wenn dieses eine Kriegsalteration sein sollte, so müßte der König
solches so geschehen lassen, und würde in solchem Falle solche Truppen (die
nach geschehener Nevuc aus einander gegangen) bald wieder zusammenbringen,
und alles in der Welt wagen, kein Esclave von Frankreich zu werden.“
Aufzeichnung von Borke.
2) Die Minister sagen, indem sie ihm rathen auf diese Unterhandlung
einzugehen: „Sollte man spüren, daß E. K. Mt. etwas von Frankreich an-
gemuthet werden wollte, so Ihrer Kön. Mt. und des Reiches Interesse zuwider,
so sind E. Königl. M. solches einzugehen keineswegs verbunden.“