Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

Unterhandlungen bis zur Verabredung von Kleinschnellendorf. 457 
in den Stand gesetzt zu werden, noch mehr zu thun, wenn gleich die 
Schulden noch nicht bezahlt seien, welche England während des Spa- 
nischen Erbfolgekriegs gemacht, um Oesterreich zu unterstützen; aber 
er fügte hinzu: die Nation werde nur dann zu Gunsten der näm- 
lichen Familie ähnliche Anstrengungen machen, wenn sie sehe, daß ihr 
vornehmster Wunsch erreicht, das Gleichgewicht von Europa aufrecht 
erhalten werde. Das sei aber unmöglich ohne Mitwirkung von Preußen. 
Mit stärkerm Nachdruck wiederholt er die Rathschläge, die er schon 
früher ertheilt hatte: die Königin möge der Nothwendigkeit der Zeiten 
ein wenig nachgeben und diese Macht zu gewinnen suchen. Entschließe 
sie sich dazu nicht, so sei ihr Krieg hoffnungslos, verderblich, und sie 
werde den guten Willen von England nicht weiter für sich haben 7. 
Die Königin meinte noch immer, alles könne sich ändern, wenn 
nur Georg II, der nun einmal ihr bester Freund sei, bewaffnet im 
Felde erscheinen wollte, sie zu vertheidigen: er möge nur ein Wort 
mit dem Kurfürsten von Baiern sprechen, der sei vielleicht noch zu 
gewinnen. Eine sehr persönliche, sehr weihliche Auffassung der Sache 
England wollte und mußte seinen Krieg mit Frankreich führen; es 
konnte nicht wünschen, daß sich dieses auf Preußen stütze, statt auf 
Baiern. Der Gesandte erklärte eine Abkunft mit Baiern für voll- 
kommen unmöglich, die Auseinandersetzung mit Preußen für das ein- 
zige Rettungsmittel. Wenn sie es nicht ergreife, so werde, sagte er 
ihr eines Tages, die Gefahr immer mehr und weiter um sie her an- 
schwellen, wie die Flut der Donau da unten. Man sah unter dem 
Fenster, an dem sie standen, den ausgetretenen Fluß weit und breit 
dahinwogen. 
1) George II an Robinson, 21. Januar: Vou may strongly assure them 
that as by hearkening to the kings friendly admonitions and Felding 
a little to the necessity#of the times, the will do the most agreable thing 
to H. M. a. his people so the may surely rely upon it, that the english 
nation who distinguished them so eminently in the last war for the 
support of the house of Austria will be ready nothwithstanding the vast 
debts thereby contracted a. remaining still in great part unpaid to exert. 
themselves once more in the defense of the same family, whilst they see 
it connected with any hope of preserving all these other subjects wbich 
the have mostly at heart; whereas on the contrary if the hungarian 
court shall persist in their resolution of risking the whole rather than 
make any sacrificc towards gaining the king of Prussia whose concurrence 
in the common cause is so necessary towards the public as well as the 
Queens of Hungaria security the cannot a. must not expect that such 
a hopeless unnatural a. ruinous war will be entered into with chear- 
fulness or carried on with the same degree of spirit and vigour.
	        
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