Full text: Leopold von Ranke's sämmtliche Werke. 27. und 28. Band. Zwölf Bücher Preußischer Geschichte. Fünftes bis neuntes Buch. (27)

530 Neuntes Buch. Viertes Capitel. 
aber mit den vorwaltenden Männern in Verbindung stand und für 
die Politik der Seemächte Verständniß hatte. Er stimmte damit über- 
ein, was diese jetzt unaufhörlich wiederholten, daß man sich mit der 
Neutralität des Königs von Preußen begnügen müsse 1). Denn in 
dem Kampfe mit Frankreich sei schon dies ein großer Gewinn, und 
weiter sei es nun einmal nicht zu bringen. Gleich in seiner ersten 
Erklärung hatte es König Friedrich zu einer Vorbedingung aller Ver- 
mittelung gemacht, daß man keine Feindseligkeiten gegen seine bis- 
herigen Alliirten von ihm fordern dürfe. Dies zuerst gab die Kö- 
nigin nach. 
Eine zweite Frage war, ob man dem König die beiden böhmischen 
Kreise, die er forderte, zugestehen sollte oder nicht. Die Engländer 
wären nicht dagegen gewesen, denn bei großen Uebeln, sagt Robinson 
einmal, müsse man auch große Heilmittel anwenden. Aber in Wien 
war man in diesem Punkte unerschütterlich. Man behauptete, Fried- 
rich verlange Purdubitz nur, weil es zur Pferdezucht am besten ge- 
eignet sei, Königingräz, weil man von da die besten Reiter ziehe: 
wenn man ihm die beiden Kreise zugestehe, so werde er in kurzem 
seine Cavallerie um 10,000 Mann vermehren; wie lange könne es. 
dauern, so werde er ganz Böhmen bis an die Elbe inne haben. 
Wenn die Königin Glatz oder Oberschlesien vor der Schlacht an- 
geboten hatte, eins oder das andere, so entschloß sie sich jetzt, beide 
zugleich anzutragen, wiewohl das letzte mit einigen Einschränkungen: 
dabei, sagte sie, denke sie zu bleiben, denn sie wolle nicht als eine 
Hartnäckige erscheinen, die für das allgemeine Wohl etwas zu opfern 
sich weigere; allein weiter zu gehen, einen oder den andern Bezirk 
von Böhmen abzutreten, dazu werde keine Gewalt der Erde sie 
bringen; eher wolle sie Alles erdulden, was entsetzlich und schrecklich 
ist, und unter den Ruinen von Wien untergehen, das Schwert in 
der Hand. 
Am 2. Juni wurden diese Erklärungen an Hyndford abgesandt, 
der sie dem König empfahl, denn er werde nicht auf Dinge bestehen 
wollen, die niemals zu erreichen seien. So war auch Podewils ge- 
sinnt. Ew. Maj., schrieb er am 5. Juni, können jetzt entscheiden, ob 
sie binnen vier Wochen Friede haben und Ihre Vortheile in Ruhe ge- 
1) Que la reine de la Hongrie se devroit contenter de la neutralite 
de S. M. Prne qui dans la presente condition des affaires seroit un 
avantage suffsant et due la reine devoit eire contente de délemer son 
affaire seule avec le M. de Pr.
	        
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