132 Lehrproben,
als Staatsbürger mählen foll, als ein Deutfcher, der des Reiches Wohl zu
fördern bejtrebt ift. Reich und Staat müffen als hoch erhaben erfcheinen über
allen perjönlihen und Kirhturmzintereffen; nur diejenige ftaatsfundliche Unter-
meilung hat ihr Biel erreicht, die das erreicht, die den Hörer feine beruflich
engherzigen Synterejfen vergeffen und geringer einfchägen läßt.
Mapat bietet in feiner Rechts. und Staatzlehre folgenden Gang:
1. Wem verdanken mir unfer Leben? (Vorfahren, Arbeit und Verkehr,
Net, Staaten, Rei, Wilfenfchaften).
2. Was verdanken wir der menichlihen Arbeit? '
3. Wa3 verdanfen wir dem mirtfihaftlichen Verkehr?
4. Was nüßt und das Recht? Welche Handlungen gegen uns werden
bom Rechte nicht geduldet ? Welche fonftigen Handlungen mwerden vom
Rechte nicht geduldet? Was fordert das Recht zu unfern Guniten?
te Ihüßt uns das Recht gegen Verlegungen diefer Gefepe? Welche
ftrafbaren Handlungen brauchen wir nicht zu dulden? Wie fchüßt
uns das Recht gegen diefe Handlungen? Was brauchen mir nicht zu
tun? Was dürfen mir tun? Was fünnen wir von andern fordern?
Wie gelangen twir in bürgerlichen Recdhtsitreitigfeiten zu unferm Recht?
Was gefchieht, mern der Schuldner das Verlangte nicht leiften kann?
Nüst und das Recht fonft noih etwas ? Zufammenfaffung.
5. Wa3 verdanken wir der Gemeinde? Wie ift eine Land. und Gtabdt-
gemeinde eingerichtet? Was leiftet und die Gemeinde? Was verlangt
die Gemeinde dafür von und?
. Was nübt uns der Kreis? Einrichtung, Leiftung, Gegenleiftung.
. Was nüßt und der Provinzverband?
. Was verdanken mir dem Staate? Wie ift der preußifhe Staat ein-
gerichtet? Was leiltet uns der Staat? Wa verlangt dafür der Staat
bon una?
9. Was verdanken wir dem Neiche? Wie ift e3 eingerichtet? Wa3 leiftet
e3 ıns? Was verlangt e3 dafür bon uns?
10. Haben mir alle Rechte, weldhe uns zufommen?
Sn diefem legten Punkte Schränft Mabat die rein nubtümliche Betrachtung
ein, und das mit triftigem Grunde. Sch empfehle, Mabats Betradhtungs-
weile ald gefinnungbildenden Yufammen- und Abihluß zu verwerten. YZuerft
it die Sache, der Gegenftand an fich ind Auge zu faffen. Dann erforfhhen
wir feinen Wert, indem mir feinen Wert für uns ermefjen. Dabei betonen
wir dann Stets, daß fich diefer Wert ungemein verpielfaht. Denfelben Wert,
den da3 zmedmäßige Gejeb, die zimedmäßige, vernünftige Staatseintichtung
für mich haben, den haben fie au, für die 64 Millionen meiner Mitbürger.
Um aller millen und deshalb aud) um meinetwillen und euretmwillen ift
da3 Gejeh und die Einrichtung da. Wer an Gejeb und NRedt, Staat und
Meich rüttelt, der zerjtört nicht nur irgendwelche bedeutungälofe Einrichtungen,
nein, er vernichtet ungeheure Werte, Werte, die Millionen Menjchen dienen.
Kein einzelner Menjc ift imftande, fie allein zu erzeugen oder wieder ind
Dafein zu rufen. Sahrhunderte und Hunderte von Millionen Menfhen haben
daran gearbeitet, gerungen. Wer fie zerftört, begeht die größte Übel- und
Wehetat. Wir aber achten in Ehrfurcht das hohe Erbe unfrer Vorfahren und er»
machjenen Mitmenjchen und bemeijen unfre Dankbarkeit, indem wir diefe Werte
zu vermehren fuchen und alles tun, damit fie weder Durch Naturereignifje
noch durch böfen oder unverjtändigen Willen gefährdet und gefchädigt werden.
oo