Full text: Ratgeber für deutsche Lehrer und Erzieher

Srtimatfiunde und Staatskunde. 27 
Straßen; nennt fie! Wer baut fie? Wer hält fie in Ordnung? Warımm macht 
das die Stadt? Brauchen wir überhaupt Straßen? Ganz früher hatte mar 
feine Wege und Straßen. Da lief jeder, mo es ihm paßte. War das nicht 
hübfch) und angenehm? Gelt, das Fönnte euch Kindern aud) gefallen, wenn 
ihr überallhin laufen fönntet. Damal3 gab es nur wenig Menfcdhen. Da 
brauchte man noch feine Straßen. Da hatte man audy noch feine Wagen, 
Kutihen, Fahrräder, Uute. AS man Felder anlegte, hieß es, auf die Felder 
darf niemand mehr laufen; darum madjıte man einen au um das Yeld. 
Später madjte man auc) einen Zaun um den Garten. 3 man Dörfer 
und Städte baute, brauhte man audy Wege zum Gehen, Reiten und 
Ssahren. Man ließ dazu ein Stüd Feld frei. Aber man fchüttete noch Feine 
Steine auf den Weg; man pflajterte iyn aud) nicht; man grub aud) feinen 
Graben am Nande. Das wäre viel zu viel Vrbeit, fagte man. Plber mie 
wurden diefe rohen Wege bei Regenmetter, Taumwelter? Wa3 gab e3 du 
mitten auf dem Wege? Pfüben, tiefe Tümpel und Löcher Wie fuhr und 
lief e3 fih auf folden Wegen? Möchtet ihr da wohl einen ganzen Tag lang 
auf folder Wegen fahren oder zu Fuße gehen ? 
Daher jagten einige Fuge Männer: So Ffaın das nicht meitergehen. 
Wir müjjern die Löcher zufhlitten. Cinige jchütteten Erde hinein. Das half 
gar nidht3; denn es wurde lauter Dred. Da holten einige Leute Kiefel- 
jteine, die fie auf dem Felde zufammengelefen Hatten, und fchütteten jie in 
die Löcher. est fuhr es fi Schon viel bejier. Danı fagte einer: Wir 
müfjfen den ganzen Weg mit folhen Siefeljteinen befchütten. Da mwird er 
ganz eben und feit. Uber die Pferde Fonnten fchlecht darauf laufen. Des- 
halb jagte em Yuhrmann: Werft auf die ftiefeliteine eine Schicht Sand; das 
it viel beffer. Später mwalzte man nod) die neubejchütteten Straßen, weil 
fie dann um fo befjer wurden. So legte man nun glei) von Mnfang an 
gute Straßen an. m der Stadt belegte man die Wege mit größeren Steinen. 
Die gepflafterten Wege nannte man Straßen, die qut bejchütteten Wege aber 
Chaufjeen oder Stunititraßen. 
Nun genügt es aber nicht, daß unfer Ort allein gute Wege ımd Straßen 
baut und unterhält. Unjere Einwohner wollen auch; einmal über Land 
teifen. Daher hat der Fürjt (Herzog, König) ein Gebot ausgehen faffen: 
Jedes Dorf und jede Stadt im ganzen Lande muß auf gute Wege und gute 
Straßen halten. Jeder Weg muß breit genug fein und neu beichüttet wer- 
den, mwenn er Löcher befommt. m unferm Lande gibt e3 nun fehr viele Wege. 
Da fan der Fürst nicht felber nachfehen, ob auch alle Gemeinden auf gute 
Wege und Stragen halten. Daher ftellt er befondere Leute, Straßenmeifter, an, 
die in jeinem Namen danach fehen und fo den Straßenbau überwachen. Da 
jede Gemeinde gute Wege herjtellen muß, fo gibt e3 im ganzen Lande lauter 
gute Wege. 
Eure Eltern bezahlen aber nur etwas für die Wege in unferer Gemeinde, 
und Dafür haben fie im ganzen Lande gute Wege. rüher bezahlten die Leute 
nichts zum Wegebau, aber wenn ein Weg angelegt oder befdüttet werden 
mußte, da mußten die erwacjjenen Leute die Arbeit umjonft machen. Die 
Bauern fuhren umfonit die Steine an, die Häusler madten fie umjonft 
vreit. ber vielen paßte e3 oft nicht, wenn die Zeit des Straßenbaues Fam. 
Daher fehlten oft viele Leute. Deshalb befdhlog man: alle Bauern und 
Häusler, alle erwachjenen Einwohner müffen etwas zum Wegebau bezahlen, 
und nun jtellte man Leute an, die die Arbeit um Lohn machten. &o be-
	        
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