Full text: Ratgeber für deutsche Lehrer und Erzieher

28 Lehrproben. 
zahlen heute cuve Eltern eine Kleine Wegejteuer und befommen dafür gute 
Wege im ganzen Lande. 
Da Fanrı jemand in unjerer Gemeinde jagen: Wa geht e8 mid) an, 
ob die Dörfer dort draußen gute Wege haben. Haben fie gute Wege, fo 
nügt mir das nicht3, und Haben fie fchlechte, fo jchadet mir das nichte. 
Hat der Manıı recht? Nein! Wir leben in der Stadt und befonımen Butter, 
Eier, Geflügel, Oemiüfe, Getreide vom Lande. Gäbe e& nun jhlechte Wege 
oder gar feine, jo mürden mir Städter alle diefe Nahrungsmittel nur fdjmwer 
befonimen, und die mürden aud) viel teurer werden. Ein Vauer bräcdte nur 
wenig fort auf feinen Wagen und müßte deshalb öfter fahren. Wenn es 
im ganzen Yande gute Stragen gibt, fo haben alle Meufchen davon großen 
Nugen. Alle VBervohner unjers Landes find deshalb dem Hürften Dank 
[Huldig, daß er auf gute Wege hält. Er hat ein Gebot oder ein Gejeß 
gegeben: “ede Gemeinde muß gute Wege und Straßen fehaffen. Wegen 
diefes Getebes fünnen nun alle Zeute im Lande wohl fahren; darum 
jagen mir: e3 befördert die Wohlfahrt des Landes. Alle Xeute jteuen 
bei, und alle Leute haben große Vorteile von den guten Wegen und 
Straßen. 
Haben mir aud) nod) nicht das Wort Staat gebraudt, fo haben mir 
doch fchon Das Staatsbewußtjein zu bilden begomnen. Wir fnüpfen dabei 
an den Fürjten und das Land an, denn das find Namen und Worte, 
mit denen die Kinder Schon einigen Snbalt verbinden. 63 gilt num, Ddiefe 
Beariffe mit immer reicherem Vorftellungegehalte auszurüften. Tazu eigen 
lich folgende Betrachtungen: 
Foft: Die Poli bringt ung Briefe, Starten, Pakete, Geld, Telegramme. 
Haben wir einen Brief an jemand zu jchiden, fo tragen mir ihn auf die 
PRoit; fte Schafft ihn danı an den richtigen Mamı und Empfänger. Früher 
tar das ganz anderd. Ta gab es feine PKoft. Wollte da dein Nater an 
jeinen Bruder 1 N. einen Brief fhiden, fo mußte er einen Boten fuchen, 
der den Brief Hintiug zu dem Srnfel. Nun nehmt an: der Ort N. märe 6 
Stunden entfernt. Da müßte der Bote früh um 6 aufbrechen; damı wäre 
er um 12 dort Er äße nun mit Mittag und ginge vielleiht um 1 lihr 
tieder zurüd; fo fäme er gegen 7 Uhr abends wieder heim. Co braud)te der Bote 
für den einen Brief einen ganzen Tag. Wir bezahlen für einen Brief nur 
einen Grojchen; dem Boten müßte dein Vater vielleicht einen Taler oder 
noch mehr geben. Aber der Rojtbote ift dod) aud) einen ganzen Zag unter 
weg?. Warum macht er e3 billiger? Er trägt viele Briefe auf einmal aus. 
Sit die Roft dem Rojiboten? Nein, die Reftboten find mur po ber Roit ant- 
gejtellt. Die Kolt it dem Kaijer; fie heißt deshalb faijerlihe Bolt. 
Der Kaifer hat ein Gebot oder Gejeß ausgehen laffen: Sm ganzen Lande 
oder Reiche foll man Poften errichten. Pie Poften follen Briefe ammel;men 
und dann befördern. Gie follen für jeden Brief nad) auswärts nur euren 
Srojhen nehmen und für jede Starte nur fünf Pfernige. Der Kuifer Hat 
num auch alfen Pofiboten und Noftbeamten befohlen: paßt recht genau auf, 
und tragt alle Briefe ins richtige Haus, und gebt jie nicht an der faljchen 
Stelle ab. Lat auch feine Briefe und Karten heruiterfallen, und tragt alles 
jogleih aus. Geht pünftli) früh fort und beeilt euch. Das alles hat der 
Kaifer anbefohlen. Nun fann er aber nicht felber nacfehen, ob aud) alle 
Tojiboten und Poftbeamten das wirffid) tun. Da hat er obere Veamte 
angejtellt, Rojtmeifter und Rojtdireftoren, die ordnen alle8 an und über-
	        
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