Full text: Ratgeber für deutsche Lehrer und Erzieher

38 Lehrproben. 
1. Der Sonntag.dientderförperlihen Erholung. 
Chemal3 gab e3 feinen regelmäßigen Nuhetag. Damals brauchten aber 
auch) die Menjchen nicht fo anhaltend, fo dauernd, fo anftrengend zu arbeiten 
wie jet. Gegenmärtig muß jeder erwacfene Men von früh big abend 
jih tücdhtig anftrengen, mag er nun mit der Hand oder mit dem Kopfe 
arbeiten. Während der Arbeit gibt es faft feine Ruhepaufen. Die Majchinen 
warten nicht; die Züge fahren ununterbrochen. Syeder Arbeiter foll die Zeit 
ausfaufen. Man zahlt jegt mehr Lohn, dafür muß mehr gearbeitet werben. 
Daher braucht der Menjch einen Tag, an dem er fich ganz und gar Der 
Nuhe hingeben kann. An ihm foll fich der Leib erholen und neue Sträfte 
fanımeln. Das ıjt ganz notwendig. Wer Tag für Tag das Gefurre und 
Sefchnurre in den Fabrifen hören muß, dem brummt der Kopf, der fehnt 
ih nad) Ruhe. Früher brachten die Sahreszeiten yon von ganz allein viel 
Nuhemocden mit. Sm Winter arbeitete man nur äußerft wenig. Bei Licht 
ward gar nichts gemadt. Dann famen DOpferfeite, die mehrere Tage lang 
dauerten. Zmifchen der Yusjaat und der Heuernte gab e3 ebenfalls freie 
Beiten; ferner zmwifchen der Heuernte und der Getreideernte. So haben fid) 
die Leute früher nicht überarbeitet. 
Daß das Ehriltentum von den Juden den wöchentlichen Nuletag über- 
nommen hat, das ift ein großer Segen für die Menjchheit. Heutzutage 
fämen wir ohne ihn nicht mehr aus. Nun follte nıan aber aud) den Sonn» 
tag al3 Nuhe- und Exrholungstag feiern. Das heißt nicht, man foll fid) den 
ganzen Tag hinlegen. Wer das nötig hat, der ift fehon Tängit nicht mehr 
gefjund. Biele Städter wandern an fchönen Sonntagen hinaus ins |yreie. 
Das ift ganz richtig; nur joll man alles Übermaß meiden und nicht erjt |pät 
in der Nacht heimfehren. Dagegen fehlen viele Zeute. Daher find fie Mon- 
tag müde und abgeipannt und fchlafen wohl gar. Montags fommen darum 
die häufigjten Unglüdsfälle vor. Wer aber den Sonntag richtig gefeiert hat, 
der it Montags am frifcheiten und umfidhtigiten. 
2. Der Sonntagdientdergeijtigen Erholung. 
Wer den ganzen Tag über angefpannt arbeiten muß, it abends abge- 
fpannt und unfähig zu einer geijtigen Arbeit; ihm fallen beim Lejen rald) 
die Augen zu. Wie fann da der Sonntag zum Lefen guter Bücher benupßt 
werden! Da ijt jeder fein eigerrer Herr und gebietet frei über feine geit. 
Fehlte der Sonntag, fo wäre der Men, fait nur eine Arbeitsmajdhine. 
3. Der Sonntag dientder Pflege des yamilienlebens. 
rüher arbeiteten faft alle Menfchen zu Haufe, auf dem Bauernhofe, in 
der Merkitatt. Der Vater war jtet3 im Streife feiner Yanıilie, und die Kinder 
fahen, wie er arbeitete und mas er fertigte. Das alles hat fic) geändert. 
Die allermeisten Väter miljfen in Fabrifen und fremde Arbeitsjtätten gehen, 
viele fogar auf andre Orte. Nicht jelten bleibt der Vater auch mittags tveg. 
Früh geht er auf die Arbeit, und ert abends fehrt er wieder heim. Steine 
Kinder fehen da ihren Vater nur furze Zeit. Dazu gehen noch) viele Mütter 
auf die Arbeit. Darunter leidet da3 Familienleben. Sonntag aber lebt die 
*amilie einmal richtig beifammen und miteinander. Da Ffönnen fich damı 
die Eltern mwirffid einmal um alle ihre Kinder befümmern und bie Kinder
	        
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