Full text: Bavaria. Landes und Volkskunde des Königreiches Bayern.

Geognofie. 21 
einem gewissen Gesetze der Aufeinander= und Altersfolge unterworfen sind, 
und daß demnach die eine Gruppe oder Formation der anderen im Alter 
ihrer Entstehung voranstehe oder nachfolge, während man gemeinhin von den 
kuystallinischen Gebilden annimmt, daß sie ohne bestimmt erkennbare oder 
durch Metamorphose unkenntlich gewordene Rangordnung neben und durch- 
einander gelagert vorkämen. Es wurden hierbei die unserer Auffassung sich 
entgegenstellenden Schwierigkeiten, unter denen vor Allem das Fehlen einer 
geognostischen Mittellinie oder einer Centralachse in unserem ganzen Gebirge 
besonders fühlbar herrortritt, nicht unterschätzt, vielmehr suchten wir sie im 
Laufe unserer Studien nach allen Seiten kennen und würdigen zu lernen, 
und halten eben deßwegen, weil unsere Forschungen selbst trotz dieser Schwie- 
rigkeiten übereinstimmende Ergebnisse geliefert haben, diese für um so ge- 
sicherter. Doch wollen wir hier keineswegs für Urgebirgsdistrikte allgemein 
geltende Gesetze aufstellen, sondern heben es ausdrücklich hervor, daß diese 
Gesetzmäßigkeit bisher blos innerhalb unserer Untersuchungsbezirke und im 
Nachbargebiete des Böhmerwaldes und des Fichtelgebirges, die wir aus Au- 
topsie kennen, geprüft und gültig gefunden wurde. 
Es konnten uns bei diesen Studien fast ausschließlich nur die Lagerungsver- 
hältnisse, die petrographische Beschaffenheit, sowie die bestimmte Art der Ver- 
gesellschaftung gleicher oder ähnlicher Gesteine (Paragenesis) leiten. Die Fehl- 
schlüße, welche etwa aus der Lagerung in Folge von Ueberkippungen und Verwer- 
fungen gezogen werden könnten, haben wir hierbei durch die Masse gewonnener 
Beobachtungen zu eliminiren gesucht, während wir in Bezug auf die Veränder= 
lichkeit der Gesteinsbeschaffenheit dadurch sicherere, von den Schwankungen der 
Mineralzusammenmengung unbeirrte Resultate zu erhalten suchten, daß wir 
eine Gesteinsschicht in ihrem Streichen Schritt für Schritt verfolgten und 
vergleichend die Veränderungen constatirten, die sich hierbei ergaben. So 
gelangten wir zu der wichtigen Kenntniß der Stellvertretung (Vicari= 
irung) gewisser Gesteine für petrographisch verwandte innerhalb derselben For- 
mationsgruppe. Daß wir die Schichtung der krystallinischen Schiefer als 
mit der Schichtung der Sedimentärbildungen völlig analog angenommen ha- 
ben, bedarf eben so wenig einer besondern Erwähnung, wie die Abweisung 
der Ansicht über die Entstehung der krystallinischen, geschichteten Gesteinsarten 
unseres speziellen Distrikts aus geschichteten älteren Gesteinen durch eine Me- 
tamorphose. 
Die Urgebirgsfelsarten des ostbayerischen Grenzgebirgs lassen sich dem- 
nach in folgende Altersgruppen oder Formationen zusammenfassen: 
I. Aeltere oder bojische'") Gneißformation (rothe Gneißforma- 
tion): Rother Gneiß, körniger schwarzer Gneiß, Talkglimmergneiß, 
1) Bon den Bojern, Bewohner unseres Gebiets vor Besitznahme des Landes durch 
die Markomannen. 
 
	        
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