Full text: Großherzoglich Sachsen Weimar-Eisenachisches Regierungs-Blatt aufs Jahr 1827. (11)

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Sonnabends, den 19. May, fahr die Herzogin Maria zun lebten Mahle mit 
ihren Durchlauchtigsten Großältern und Aeltern in das Hof-Theater, wo 2 Stücke: 
die Verwechselungen, Lustspiel von Lebrun und die Schülerschwenke, Vardeville= 
Posse von Angely, beydes zum ersten Mahle, aufgeführe würden. Bey'n Erschei- 
nen der Förstlichen Braut ertönte im vollen Hause unter Trompeten= und Panken- 
schall ein allseitiges rauschendes Lebehoch, das sich am Ende der Vorstellung enthusia- 
stisch erneuerte. — An demselben Tage war Höchstderselben von dem Regisseur des 
Hof-Theaters D. Wagener ein Gedicht übersendet worden. 
Sonntags Vormittags, den 20. May, wohnte die Herzogin Maria mit dem 
ganzen Hofe noch einmahl dem Gotteödienste in der Hoftirche bey. In dem von 
dem Prediger am Schlusse seines Bortrages für Höchstderen ferneres Wohl ausge- 
sprochenen Wunsche einigte sich in stiller Andacht und sichtbarer Rührung die zahlreich 
versammelte Gemeinde. — Nach beendigtem Gottesdienste begab sich eine Deputa- 
tion des Weimar'schen Stadtrathes auf das Residenz-Schloß und überreichte der 
hohen Braut eine Stiftungs-Urkunde, nach welcher künftighin, am 26. May jedes 
Jahre, als Höchstberen Vermählungs-Tage, ein armes, sittlich gutes Mädchen 
aus den Mitteln der Stadt-Kämmerey mit einer Summe von 50 thlrn. ausgestattet 
werden soll; sodann erschienen 12 Jungfrauen unter Darreichung eines Myrthenkran= 
zes mit einem Gedichte vom Professor D. Riemer. Um 12,1/2 Uhr Vormittags 
und Abends 6 Uhr nach der Hoftafel waren bey Hoöchstderselben für die höhere 
Staats-Dienerschaft, das Offizier-Korps und die hoffahigen Einheimischen und 
Fremden besondere Abschicds-Kouren. Mit dem Schlage der 9. Stunde kamen 
Se. Königl. Hoheit, der Prinz Carl von Preußen in der Residenz an, zur Freude 
dieser und des ganzen Hofes über den abermahligen und lebten Besuch vor der nahen 
Abreise Höchstihrer Braut. 
Am Montage, den 21. May, brachte die Ilm der fürstlichen Braut ihr Lebe- 
wohl in einer im Drucke erschienenen Serenade, gedichtet vom Hof-Advokaten Hase, 
komponirt vom Musik-Direktor C. Eberwein. 
Am Tage des Auszuges selöst, am 22. May früh, überreichten zuerst 9 Bräuke 
einen Rosenkranz mit einem Gedichte, 24 Jungfrauen standen auf der Haupttreppe 
des Schlosses, den Weg zum Reisewagen mit Blumen bestreuend, 4 andere bekränz- 
ten lehteren von außen, öffneten und schlossen den Schlag, noch 4 andere dekorirten 
dessen Inneres mit Blumen unter Befestigung eines von einem Kranze umgebenen 
Gehichtes über den Rücksitz, die übrigen Jungfrauen, an der Jahl 250, hatten sich
	        
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