Full text: Die Begründung des Deutschen Reiches durch Wilhelm I. Sechster Band. (6)

1868 Berhandlung in Paris über Schritte gegen Preußen. 369 
Anhänger in Masse zu gewinnen'). Die Interpellation 
unterblieb hienach, und Napoleon wandte sich bald nachher 
seiner spanischen Unterhandlung über die Besetzung Roms zu. 
Indessen wünschte Beust dringend, mit den Tuilericn 
in freundlicher Fühlung zu bleiben, und erwog im August 
mit Vitzthum, der seither sein Amt in Brüssel angetreten 
hatte, einen nach Paris zu sendenden Gegenvorschlag, mit 
dessen wesentlichem Inhalt Vitzthum schon seit Jahren sich 
beschäftigte, und der den großen Zweck, Dämpfung des 
angeblichen preußischen Vordringens, mit friedlichen Mitteln 
erreichen sollte. Es handelte sich dabei um eine Aufforderung 
zu allgemeiner Abrüstung, die von Napoleon ausgehn und 
in einem offenen Briefe zunächst an den preußischen König 
gerichtet werden sollte?). Napoleon würde darin erklären, 
daß er den Prager Frieden trotz mehrerer Bedenken aufrichtig 
angenommen habe; er sei jetzt im Begriffe, seiner Armee 
eine stärkere Organisation zu geben: nun aber wünschten 
alle Völker dringend eine Verminderung der jährlich anschwellen- 
den Militärlast; er sei dazu bereit, wenn Preußen ihm durch 
eine befriedigende Zusage über die Beachtung des Prager 
Friedens die Möglichkeit dazu geben würde. Eine ausführliche 
Denkschrift begründete den Vorschlag zunächst durch den 
Hinweis auf die außerordentliche Popularität, welche ein 
solcher Schritt des Kaisers ihm in Frankreich bei den nächsten 
Wahlen verschaffen würde; was Preußen betreffe, so werde 
es entweder dem französischen Antrag Genüge leisten, womit 
der jetzige Besitzstand und folglich der Friede Europas gesichert 
sei, oder Bismarck würde Schwierigkeiten machen, dadurch 
1) Beust aus drei Vierteljahrhunderten II, S. 340. 
) Beust a. a. O. Dazu ungedruckte Memoiren. 
v. Sybel, Begründung d. deutschen Reiches. VI. 24
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.