Full text: Regierungs-Blatt für das Großherzogthum Sachsen auf das Jahr 1918. (102)

(Prüfungsordnung f. d. Lehramt an höheren Schulen.) 217 
Von Kandidaten, welche philosophische Propädentik als Zusatzfach 
wählen, ist zu fordern: 
Eingehende, durch das Studium von Originalschriften gewonnene Kenntnis 
eines der Hauptsysteme der Philosophie und seiner Stellung und Tragweite in der 
Geschichte der Philosophie. Verständnis für die geschichtliche Entwicklung philo- 
sophischer Probleme. Vertrautheit mit den Fragen der Logik und Erkenntnislehre, 
unter besonderer Berücksichtigung der Methodenlehre, und Keuntnis der hauptsäch- 
lichen Ergebnisse der Psychologie, namentlich solcher Untersuchungen, die in engerer 
Beziehung zu Erziehung und Unterricht stehen (Psychologie des Gedächtnisses, der 
Aufmerksamkeit, des Willens), sowie mit den philosophischen Fragestellungen, die 
sich auf die Hauptfächer des Kandidaten beziehen (je nach diesen Philosophie der 
Religion, der Sprache, der Geschichte, der Kunst, der Mathematik, der Natur- 
wissenschaften). 
Der Kandidat hat in der schriftlichen wie in der mündlichen Prüfung die 
Fähigkeit zu klarer und bestimmter Auffassung philosophischer Fragen darzutun. 
8 26. 
Pädagogik. 
Von Kandidaten, welche Pädagogik als Zusatzfach wählen, ist zu fordern: 
Kulturwissenschaftlich begründetes Verständnis der Entwicklung der Bildungs- 
ideale und ihrer Beziehungen zum allgemeinen Geistesleben. Kenntnis der 
Geschichte des Erziehungs= und Bildungswesens, besonders vom Zeitalter der 
Reformation bis zur Gegenwart; Vertrautheit mit einem hervorragenden päda- 
gogischen Schriftsteller oder der Entwicklung eines besonderen Problems aus der 
Geschichte der Pädagogik sowie mit der gegenwärtigen Einrichtung des deutschen 
Bildungswesens. Uberblick über die Schulgesetzgebung und Schulverfassung, 
Kenntnis der neueren Bestrebungen auf dem Gebiete der sozialen und der staats- 
bürgerlichen Erziehung. 
Einsicht in die philosophischen Grundlagen der Pädagogik und ihre Verzwei- 
gung nach der Psychologie und der Ethik; Vertrantheit mit den wichtigsten Pro- 
blemen der allgemeinen Erziehungslehre und der allgemeinen Unterrichtslehre unter 
Berücksichtigung neuerer Strömungen. 
Auf der Grundlage der allgemeinen wissenschaftlichen Psychologie Verständnis 
für die Erscheinungen des jugendlichen Seelenlebens; Einsicht in die Art, wie 
dieses Verständnis durch den Umgang mit der Jugend und durch besondere 
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