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gewinnen soll. Sie dürfen daher von den Geistlichen nicht leicht genommen werden,
und fordern, besonders von den jüngeren, sorgfältige Vorbereitung.
Vor allen Dingen sollen die Religions-Wahrheiten der Jugend deutlich gemacht
werden; der Katechet lasse sich daher zur Fassungskraft des jüngern Alters herab,
suche die Begriffe und Säße durch Beispiele, Bilder, Gleichnisse anschaulich zu machen,
und vermeide besonders die Unbestimmtheit, welche das Auffassen und Behalten des
Vorgetragenen so sehr erschwert. Auch mache er die Kinder mit den vornehmsten
Beweisstellen aus der heiligen Schrift und ihrer Erblärung bekannt, und bringe
ihnen die biblische Geschichte, welche einen Haupttheil des religibsen Schul-Unterrichts,
ausmacht, bei jeder Veranlassung in Erinnerung.
Da aber das Eigenthümliche der Katechese in der Entwicklung der Lehrsäße und
Begriffe durch Fragen und Antworten besteht, so ist es ein weiteres wesentlichen
Erfordernifß zu einem guten Katecheten, daß er deutliche und bestimmte, dem Gedanken-
und Gedächtniß-Vorrathe der Jugend angepaßte Fragen, die nicht bloß mit Ja und
Nein zu beantworten sind, mache, und die halbrichtigen oder unbestimmten Anworten
geschickt benüße, um eine helle und richtrige Einsicht zu fördern.
Damit jedoch nicht bloß der Verstand der Kinder geweckt, sondern auch ihr
Herz gebildet werde, so soll der Katechet auch den Zweck, das Gefühl der Lehrlinge
anzuregen, ihren Willen zum Guten zu lenken, ihnen Wahrheit und Religion ehr-
würdig zu machen, Gottesfurcht, Gottes= und Menschenliebe in ihr Herz zu Pflanzen,
im Auge behalten. Auch suche er durch ansprechende Freundlichkeit die Kinder zu
gewinnen, und ihr Interesse für den Unterricht zu beleben.
Endlich bleibe er nicht bloß bei den fähigsten Kindern, oder bei denjenigen, die
in der ersten Reihe sind, steben, sondern richte sein Auge auf alle, und beschäftige
sie, so viel möglich, durch Fragen und Lesen biblischer Sprüche.
Eine solche Behandlung der Katechisationen macht sie auch für erwachsene Zuhs-
rer, für welche sie besonders an Sonn= und Festtagen ein Theil ihres Gortesdienstes.
sind, anziehend; sie dienen ihnen zu einer nütlichen Wiederholung der christlichen
Religionslehren, und zu einer gelegenhcitlichen Anweisung, durch Religion auf sugend-
liche Gemüther zu wirken; außerdem aber können die katechetischen Vorträge au
durch eingestreute Bemerkungen und allgemeinere Anwendungen der Lehre auf das
Herz und Leben, ohne Nachtheil für ihren Hauptzweck und ihre Bestimmung für
die Jugend, lehrreich und erbaulich für Erwachsene gemacht werden.