Object: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Einundzwanzigster Jahrgang. 1905. (46)

188 Großbritemnien. (März Anfang.) 
mörderische Natur des Kampfes im fernen Osten, und er, der Redner, sei 
sicher, daß Lansdowne schon aus Pflichtgefühl wie aus Neigung die erste 
Gelegenheit benutzen werde, Englands Einfluß zugunsten des Friedens 
geltend zu machen, inzwischen aber strikteste Neutralität zu beobachten. Für 
die Haltung Lansdownes in der Angelegenheit des Nordseezwischenfalles 
habe er nur Lob; bezüglich der Regelung dieser Angelegenheit habe Eng- 
land viel den freundschaftlichen Diensten Frankreichs zu verdanken. Welche 
Zwecke verfolge die Mission nach Afghanistan? — Premierminister Bal- 
four: In Atpghanistan verfolge die Regierung nicht, wie Bannermann 
annehme, eine herausfordernde Politik. Das Hauptelement einer gesunden 
Politik für die indische Regierung sei, gute Beziehungen mit dem Nachbar 
von der Nordwestgrenze zu unterhalten. Dieser Nachbar stehe zwischen 
Indien und einer mächtigen Militärmacht. Die Freundschaft des Emirs 
könne England viel nützen; England könne ihm aber noch mehr nützen. 
Es sei aller Grund vorhanden zu freundlichen Beziehungen zwischen den 
beiden Ländern. Die Regierung wünsche durchaus, diese Beziehungen auf- 
recht zu erhalten. Bezüglich der Fiskalpolitik habe er seine Stellung 
bereits dargelegt. In Beantwortung der Forderung der Opposition, das 
Parlament solle aufgelöst werden, erkläre er, die Regierung befolge eine 
Politik, die mit dem gesunden Menschenverstande im Einklange stehe. Ganz 
unnötig und grundlos sei der Angriff Campell Bannermanns auf den 
Zivillord der Admiralität. Lee zeigte, obwohl er noch nicht lange seine 
amtliche Stellung bekleide, wie wertvoll seine große Geschicklichkeit und sein 
Fleiß seinem Lande sei. (Beifall.) Er, Balfour, könne nicht verstehen, 
warum Campell Bannermann Lee aussuchte für seinen unedelmütigen 
Tadel. (Beifall.) 
Am 16. wird folgender Adreßentwurf der Liberalen mit 311 gegen 
248 Stimmen abgelehnt: Wir bringen Ew. Majestät in aller Ehrfurcht die 
verschiedenen Ansichten über die Finanzfragen zur Kenntnis, die nun bei- 
nahe zwei Jahre lang im Lande besprochen wurden. Jetzt ist die Zeit 
gekommen, um ohne weiteren Verzug dem Volke die Entscheidung über die 
Streitfrage zu überlassen. 
Anfang März. Das Flottenbudget für 1905/6 wird ver- 
öffentlicht. 
Es fordert 33389000 Pfd. St. gegen 36889000 Pfd. St. im Vor- 
jahre. Die Verringerung ist deshalb eingetreten, weil im Vorjahre zwei 
chilenische Schiffe angekauft worden waren und die Forderungen für Neu- 
bauten und Reparaturen geringer werden. An Mannschaften sind 2100 
weniger angesetzt infolge der Ausscheidung von Schiffen mit geringem 
Gefechtswert. Gefordert werden zwei Klassen Torpedojäger; es soll ein 
spezieller Typ schnellfahrender Hochseetorpedojäger sowie ein neuer Typ 
Küstentorpedojäger geschaffen werden. Erstere sind teurer und weniger 
zahlreich, letztere billiger und zahlreicher. Für das Rechnungsjahr 1905/6 
wird der Beginn folgender Neubauten vorgeschlagen: 1 Schlachtschiff, 
4 Panzerkreuzer, 5 Hochseetorpedojäger, 1 Hochseetorpedojäger vom Ver- 
suchstyp, 12 Küstentorpedojäger und 11 Unterseeboote. Der Aufwand hier- 
für beträgt im Rechnungsjahre fast 9½ Millionen Pfd. St. Künftig sollen 
weniger Schiffe gleichzeitig, diese aber schneller gebaut werden. Seit Be- 
ginn des Jahres wurden über 100 Fahrzeuge in den Dienst gestellt. 
Anfang März. In der Regierungspartei kommt es zu hef- 
tigen Streitigkeiten, weil einige Kabinettsmitglieder, vor allem der 
Staatssekretär für Irland, Wyndham, den Iren in Verwaltungs- 
 
	        
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