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Die österreichischen Soldaten sind bereits von hier weg. Aber auch
in Tsingtau ist man bereit. Die Lloyddampfer bleiben vorläufig in den
sicheren Häfen liegen — —. Hoffentlich läßt sich Oesterreich nicht wieder
einschüchtern, damit mal mit dem serbischen Mörderpack aufgeräumt wird.
Merkwürdig ist, daß seit 3 Tagen gar keine Preßtelegramme aus Deutsch-
land mehr kommen, so daß man über die Lage nur unvollkommen unter-
richtet ist und ein Lügengerücht durch ein anderes abgelöst wird. Na,
mag es gehen wie es will, hoffen wir, daß wir mit dem Ausgang zufrieden
sein können. — —
1 Woraus hervorgeht, daß bereits am 26. Juli, also zehn Tage vor
der englischen Kriegserklärung und eine Woche vor der deutschen „Neu-
tralitätsverletzung“, England den deutschen Nachrichtendienst unterbunden,
also eine regelrechte Kriegshandlung gegen uns unternommen hatte.
(Tägl. Rundschau, 30. Sept.)
Die Vergewaltigung Aegyptens.
Die Wiener „Südslawische Korrespondenz“ vom 28. September
meldet aus Konstantinopel:
„Die in vielen tausend Exemplaren verbreitete Sonderausgabe der
angesehenen arabischen Zeitung „Al Adel“ schreibt:
Die englische Regierung hat Aegypten vollständig isoliert und sucht
es von allen Verbindungen mit der Außenwelt abzuschneiden. Alle
Prinzen des großen Landes werden auf das strengste bewacht und viele
in Gefangenschaft gehalten. Eine Reihe von Offizieren, die dem Khalifat
treu geblieben sind, wurden aus dem ägyptischen Heere ausgestoßen.
Indische Truppen sind nach Aegypten gebracht worden. So handelt jenes
England, das alle Verträge der Welt verletzt hat und jetzt die edle Pose
des Schützers der Ehre und der Rechte der Völker annehmen moöchte.
Aegypten gehört ganz und gar der Türkei, England hat es zu räumen.
England, der größte Feind des Islam, das seit fünfzig Jahren die schwersten
Missetaten gegen die Ehre und das Ansehen des Khalifats verübt hat,
soll und wird jetzt seinen Lohn finden.
Sperrung der Dardanellen.
Konstantinopel, 28. September.
Die Hafenpräfektur teilt amtlich mit, daß die Dardanellen heute
früh gesperrt worden sind, da die Notwendigkeit dieser Maßregel erkannt
worden sei; kein Schiff werde demnach in die Dardanellen einlaufen oder
sie verlassen können. (Voss. Ztg., 30. Sept.)
Aufgefangene französische Befehle.
Von einem Festungsingenieur, der im Westen Dienst tut, erhält der
„Berl. Börsencourier“ folgende Mitteilungen:
Einem französischen Gefangenen ist kürzlich ein Befehl abgenommen
worden mit etwa folgendem interessanten Inhalt:
Befehl vom 9. und 10. September.
1. Kommandeur des 22. Jäger-Bataillons fällt beim Angriff auf
die Teêete de Béhonpville. 1
2. Der Kommandeur der 1. Armee General Dubail bringt zur
Kenntnis, daß sich mehrere Leute selbst Verwundungen beigebracht
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