Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1874. (51)

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dergleichen. Durch Strafe und Widerstand wird das Thier noch mehr aufgereizt, und 
äußert nicht selten eine Kraft, die man ihm nicht zugetraut hätte. 
Nach Beendigung eines solchen, zu unbestimmten Zeiten sich wiederholenden 
Anfalls, oder nachdem der Hund sich eine Zeit lang herumgetrieben und oft scheinbar 
gesund sich wieder zu Hause eingestellt hat, bleibt derselbe ruhig liegen, sucht dunkle 
Stellen, äußert wenig Lust zum Fressen oder Saufen, was er jedoch, besonders 
in den ersten Tagen der Krankheit, nicht gänzlich verschmäht, obgleich ihm das Hinab- 
schlucken nicht selten sichtbare Beschwerde verursacht. 
8. 3. 
Die allgemein verbreiteten Meinungen, daß weibliche und kastrirte Hunde die 
Kraukheit nicht bekommen, ferner daß wüthende Hunde wasserscheu seien, d. h. das 
Wasser fliehen, und nicht davon zu schlucken vermögen, sind durch genaue Beobachtungen 
als gänzlich falsch erkannt worden; ebensowenig ist die Scheu vor hellem Licht 
oder glänzenden Dingen, wie Spiegeln u. dergl., ein bestimmtes Zeichen der Hunds- 
wuth. Dagegen ist eine nicht zu verkennende Veränderung in der Stimme eines 
der bestimmtesten Zeichen dieser Krankheit; die Töne sind bald heiser, bald mehr krei- 
schend, und halten die Mitte zwischen Bellen und Heulen. Außerdem beobachtet man 
an dem kranken Hunde rothe, glänzende Augen mit erweitertem Stern (Pupille, 
einen stieren Blick, geröthete Schleimhaut der Maulhöhle, die Zunge anfangs 
trocken, später mit schmutzigem Schleim, Speichel oder Geifer bedeckt, die Haare 
struppig oder verwirrt; der Schwanz wird nicht immer hängend gefunden. 
8. 4. 
Während der Dauer der Krankheit pflegen kurze Anfälle von Tobsucht, Neigung 
zum Beißen und selbst zum Zerreißen lebender wie lebloser Gegenstände mit längeren 
ruhigen Zwischenräumen abzuwechseln. Alles Futter und Getränke wird im wei- 
teren Verlaufe der Krankheit verschmäht, dagegen nicht selten Stroh, Holz, Leder, 
Erde u. dergl. hinabgeschluckt. Ausleerungen von Harn oder Mist sind selten; 
letzterer ist gewöhnlich schwärzlich, breiartig; auch durch Erbrechen wird manchmal 
schwärzlicher Schleim entleert. 
8. 5. 
Schon nach wenigen Tagen wird die rasche Abmagerung eines vorher gut ge- 
nährten Hundes durch das Zurücksinken der Augen u. dergl. auffallend, auch
	        
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