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stellt sich gegen das Ende der Krankheit eine Schwäche des Hintertheils ein, die
ich durch schwankenden Gang zu erkennen gibt, und in Lähmung oder Unvermögen,
hinten aufzustehen, übergeht. Der Tod tritt, meist ruhig, zwischen dem fünften und
lebenten Tage der Krankheit, oft sogar früher, ein.
Dies ist der gewöhnliche Verlauf der sogenannten rasenden oder laufenden Wuth,
welcher man die stille Wuth gegenüber zu stellen pflegt.
§. 6.
Die stille Wuth der Hunde ist durch das frühzeitige Eintreten der Lähmung
des Hinterkiefers, so wie des Kreuzes oder der Hinterfüße bezeichnet. Hunde,
bei welchen die Krankheit unter dieser Form erscheint, pflegen nicht zu entweichen und
herumzuschwärmen, sondern vielmehr sich zu verkriechen, und nur, wenn sie genö-
thigt oder gereizt werden, hervorzukommen oder sich zur Wehre zu setzen;
der Hinterkiefer hängt gelähmt herab, daher steht das Maul offen, die Zunge
hängt heraus, und der Speichel fließt in zähen Fäden auf den Boden; im Gehen
schwanken und taumeln die Thiere, wie bewußtlos, sinken öfters hinten zusammen,
oder schleppen die Hinterfüße nach; der Schweif hängt kraftlos herab. Solche Thiere
sind zwar minder gefährlich, weil sie theils weniger Neigung, theils weniger Kraft zum
Beißen haben, indessen ist jede Verletzung durch dieselben, oder die Besudelung mit ihrem
Speichel u. s. w. ebensowohl im Stande, die Krankheit mitzutheilen, als bei der rasen-
den oder laufenden Wuth. Selbst scheinbar ganz gelähmte Hunde erhalten manchmal,
wenn sie heftig gereizt werden, auf Augenblicke die Kraft, sich aufzurichten und zu beißen,
daher die Vorsicht erheischt, sich ihrer ebenso zu versichern, wie der von der rasenden
Wuth befallenen Hunde. Der Verlauf der stillen Wuth zieht sich etwas mehr in die
Länge, doch höchst selten dauert er über sieben Tage hinaus.
S. 7.
Bei der Katze äußert sich die Wuth auf ähnliche Weise, wie beim Hunde. Ohne
daß auffallende Krankheitszeichen vorausgehen, springt die von der Wuth befallene Katze un-
vermuthet aus einem Winkel hervor, fällt Menschen und Thiere an, und sucht sie zu
beißen; der Blick ist wild, das Auge funkelnd, das Haar gesträubt, aus dem Maul fließt
Geifer u. s. w., auch die Stimme des Thiers ist verändert, welches sich verkriecht und
in wenigen Tagen an Lähmung verendet.