Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1879. (56)

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Man kann dasselbe auch durch Uebergießen von nußgroßen Stücken Braunstein mit 
starker rauchender Salzsäure oder durch Uebergießen eines Gemenges von 2 Thei- 
len gepulverten Braunsteins und 3 Theilen Kochsalz mit 2½.—3 Theilen englischer 
Schwefelsäure erhalten. Eine lange anhaltende, sehr langsame Chlorräucherung wird 
durch einfaches Ausstreuen von Chlorkalk hervorgebracht. 
b) Zur Desinfektion einzelner fester Gegenstände dient das Bestreichen mit Chlorkalk- 
milch. Letztere wird bereitet durch Uebergießen von Chlorkalk mit der zehnfachen 
Menge Wassers und durch tüchtiges Umrühren. 
5) Uebermiangansaures Kali und Natron. — Sie werden in Wasser gelöst und 
in 4—5prozentigen Lösungen (d. i. 4—5 Theile übermangansaures Kali oder Natron 
auf 100 Theile Wassers) besonders zum Waschen der Hände und Instrumente verwendet. 
6) Rohe Carbolsäure. — Zur Desinfektion von Holz und Eisen eignet sich als 
Anstrich eine Mischung von roher Carbolsäure mit der 4—6 fachen Menge Oel (Car- 
bolöl) oder Kalkwasser. In Wasser löst sich die Carbolsäure nur zu zwei Prozent (Car- 
bolwasser), Carbolsäurelösung) und kann dann zur Reinigung von Stallböden, Abzugs- 
kanälen rc. verwendet werden, dagegen wird sie wegen ihres lange anhaftenden Geruches 
überall da zu vermeiden sein, wo die zu desinfizirenden Gegenstände mit Schlachtvieh in 
Berührung kommen. 
Wegen seines Gehaltes an Carbolsäure oder dieser ähnlich wirkenden Stoffen (Kreo- 
sot) kann der Steinkohlentheer oder Holzkohlentheer zuweilen zweckmäßig als des- 
infizirender Anstrich bei Pfosten, Säulen 2c. Verwendung finden. 
7) Trockene Hitze. — Stark geheizte Zimmer, besonders Backöfen mit einer Tem- 
peratur von mindestens 70°C. sind sehr geeignet zur Desinfektion von Kleidungsstücken, 
Wolle, Haaren, Knochen rc. 
8) Siedendes Wasser und heiße Wasserdämpfe. — Durch sorgfältiges Ab- 
waschen, Abspülen oder Brühen der Gegenstände mit siedendem Wasser oder heißen Was- 
serdämpfen, sowie durch Kochen werden die Contagien zerstört. 
9) Flammenfeuer und Glühhitze. — Schon durch Ansengen können verschiedene, 
besonders hölzerne Gegenstände desinfizirt werden. — Feuerfeste Gegenstände, Ketten, 
Gabeln, Trensen-Stangengebisse 2c. werden durch Ausglühen sehr schnell desinfizirt. 
10) Atmosphärische Luft. — Das vollständige Austrocknen thicrischer Theile 
(der Häute, der Wolle 2c.) an der Luft ist — ausgenommen beim Milzbrande — ein genü-
	        
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