Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1893. (70)

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Anlage VI. 
Anweisung 
zur Ausführung der Desinfektion bei Cholera. 
I. Als Besinfektionsmittel werden empfohlen: 
1. Kalkmilch. 
Zur Herstellung derselben wird 1 1 zerkleinerter reiner gebrannter Kalk, sogenannter Fettkalk, 
mit 41 Wasser gemischt, und zwar in folgender Weise: 
Es wird von dem Wasser etwa ¾ 1 in das zum Mischen bestimmte Gefäß gegossen und dann 
der Kalk hineingelegt. Nachdem der Kalk das Wasser aufgesogen hat und dabei zu Pulver zerfallen 
ist, wird er mit dem übrigen Wasser zu Kalkmilch verrührt. 
Dieselbe ist, wenn sie nicht bald Verwendung findet, in einem gut geschlossenen Gefäße aufzu- 
bewahren und vor dem Gebrauch umzuschütteln. 
2. Chlorkalk. 
Der Chlorkalk hat nur dann eine ausreichende desinfizirende Wirkung, wenn er frisch bereitet 
und in wohlverschlossenen Gefäßen aufbewahrt ist. Die gute Beschaffenheit des Chlorkalks ist an dem 
starken, dem Chlorkalk eigenthümlichen Geruch zu erkennen. 
Er wird entweder unvermischt in Pulverform gebraucht, oder in Lösung. Letztere wird dadurch 
erhalten, daß 2 Theile Chlorkalk mit 100 Theilen kaltem Wasser gemischt und nach dem Absetzen 
der ungelösten Theile die klare Lösung abgegossen wird. 
3. Lösung von Kaliseife (sog. Schmierseife oder grüne oder schwarze Seife). 
3 Theile Seife werden in 100 Theile heißem Wasser gelöst (z. B. ½ kg Seife in 171 Wasser). 
4. Lösung von Karbolsäure. 
a) Karbolseifenlösung. 
Zur Verwendung kommt die sogen. „100 proz. Karbolsäure“ des Handels, welche sich in Seifen- 
wasser vollständig löst. 
Man bereitet sich die unter Nr. 3 beschriebene Lösung von Kaliseise. In 20 Theile dieser noch 
heißen Lösung wird 1 Theil Karbolsäure unter fortwährendem Umrühren gegossen. 
Diese Lösung ist lange Zeit haltbar und wirkt schneller desinfizirend als einfache Lösung von 
Kaliseife.
	        
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