Full text: Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1894. (71)

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einige Centimeter über der obersten mit O bezeichneten Marke steht und läßt durch den Hahn in das 
ursprüngliche Gefäß wieder so viel ab, bis der untere Rand der Flüssigkeitsoberfläche diese Marke O 
genau erreicht. Aus der Bürette läßt man dann so viel cem in eine Porzellanschale fließen, als 
die Division von 100 durch die Verhältnißzahl für die Verdünnung angiebt, in obigem Beispiel 
100 das it 128 eem. Faßt die Birette von der O Marke ab icht die hiernach erforderliche Menge 
Flüssigkeit, so wird sie so oft in der vorbeschriebenen Weise befüllt und entleert, als nöthig ist, um 
die erforderliche Anzahl ccm in die Schale zu bringen. 
Beträgt die Verhältnißzahl mehr als 2, so ist in die Schale so viel Wasser nachzufüllen, bis 
die Gesammtmenge der Flüssigkeit nahezu 50 cem erreicht hat, in obigem Beispiel also 37,, cem. 
Nun stellt man die Schale auf ein Wasserbad, d. h. eine Schale mit Wasser, welches zum 
Sieden gebracht wird, und fügt, je nach der Menge und Färbung der Flüssigkeit, eine oder mehrere 
Messerspitzen gepulverte, möglichst kalkfreie Thierkohle hinzu, um die rothe Farbe der Flüssigkeit voll- 
ständig zu beseitigen. Dann wird bis auf etwa ½ eingedampft unter häufigem vorsichtigen Um- 
rühren mit einem Glasstab, welcher während des Eindampfens in der Schale verbleiben muß. Hierauf 
setzt man etwa 10 cem heißes Wasser hinzu, rührt um und siltrirt, indem man die Flüssigkeit den 
Glasstab entlang auf das Filter gießt, in ein 100 cem fassendes Kölbchen. Dann spült man die 
Schale zur Gewinnung des Restes und zum Auslaugen der Thierkohle mehrmals mit geringen 
Mengen kochend heißen Wassers aus und gießt dieses an dem Glasstab jedesmal auf das Filter, so 
lange fortfahrend, bis das untergestellte Kölbchen nahezu bis zur Marke gefüllt ist. Nachdem die 
Flüssigkeit erkaltet ist, füllt man noch mit Wasser genau bis zur Marke auf, schüttelt durch und be- 
schickt mit der Flüssigkeit die inzwischen gereinigte und getrocknete Bürette in der vorher beschriebenen 
Weise. Hierauf gibt man aus einer mit Seignettesalz-Natronlauge und einer anderen mit Kupfer- 
vitriollösung (den beiden Theilen der nach Soxhlet hergestellten Fehlingschen Lösung) gefüllten Bürette 
je 5 cem in einen Kochkolben von etwa ¼ 1 Inhalt. Nach Zusatz von etwa 40 cem Wasser erhitzt 
man zum Sieden und läßt die verdünnte Zuckerlösung aus der Bürette in die heiße Mischung in 
der Weise fließen, daß Anfangs einige cem auf einmal hineingelangen, später der Zufluß nur in 
einzelnen Tropfen erfolgt. Der Zusatz in Tropfen beginnt, sobald die ursprünglich dunkelblaue Farbe 
der Mischung beim Kochen in ein halbes Blau übergeht. Sollte die erstmalige Füllung der Bürette 
hierzu nicht hinreichen, so sind weitere Füllungen vorzunehmen. Nach dem Zusatz eines jeden Tropfens 
wird bis zum Aufkochen erhitzt und die Farbe der Mischung durch Betrachten gegen einen weißen 
Untergrund beobachtet. Ist die blaue Farbe eben nicht mehr erkennbar, so liest man an der Thei- 
lung der Bürette die Anzahl der verbrauchten cem Zuckerlösung bis auf ein Zehntel cem genau ab.
	        
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