Full text: Das Deutsche Reich in gesundheitlicher und demographischer Beziehung.

168 IV. 3. Milch, Butter, Käse, Speisefette und Speiseöle. 
‚Salizylsäure und deren Verbindungen, 
Chlorsaure Salze. 
Dasselbe gilt für Farbstoffe jeder Art, jedoch unbeschadet ihrer Verwendung 
zur Gelbfärbung der Margarine und zum Färben der Wursthüllen, sofern diese 
Verwendung nicht anderen Vorschriften zuwiderläuft 
Wie eine geordnete Fleischbeschau erspriesslich wirkt, lässt sich bei- 
spielsweise erkennen an dem allmählichen Seltenerwerden der Trichinen und der 
gesundheitsschädlichen Finnen des Schweines (Cysticercus cellulosae). Infolge der 
seit einer längeren Reihe von Jahren in vielen Landesteilen eingerichteten Tri-, 
chinenschau, welche zur Ermittelung und Unschädlichmachung der trichinösen 
Schweine geführt hat, sind die Trichinenfunde bei Schweinen erheblich 
zurückgegangen. Für Preussen, Sachsen und Berlin ist die Abnahme ersichtlich 
gemacht in der nachstehenden Tabelle (siehe Seite 169) und der Abb. ı auf Taf. 25. 
Mit der Ausrottung der Schweinefinne ist etwa zu gleicher Zeit begonnen 
worden, wie mit der Bekämpfung der Trichinose; die Trichinenschauer waren an- 
gewiesen, bei der Entnahme. der Trichinenproben auf- das Vorhandensein von 
Finnen zu achten. Zur Zeit ist die Untersuchung der gewerbsmässig geschlach- 
teten Schweine auf Finnen für das ganze Reichsgebiet vorgeschrieben. Jm Jahre 
1904 wurden diese Schmarotzer bei 0,25°/, und im folgenden Jahre bei 0,26°%/,, der 
geschlachteten Schweine nachgewiesen, Für Preussen und Berlin vgl. auch die 
Tabelle auf S. 169, sowie die Abb. auf Taf, 25. 
Um den Tierbesitzern eine gemeinverständliche Anleitung zu geben, wie sie 
gegen die zu gesundheitspolizeilichen Beanstandungen des Fleisches anlassgeben- 
den parasitären Krankheiten der Haustiere vorgehen können, hat das Kaiserliche 
Gesundheitsamt ein Tierschmarotzer-Merkblatt!) herausgegeben. Ein an- 
deres Merkblatt, das Bandwurm- und Trichinen-Merkblatt!), verfolgt 
den Zweck, die Fleischkonsumenten über die Gefahren des Verzehrens von finnigem 
und trichinösem Fleisch zu belehren und ihnen Aufklärungen darüber zu geben, 
welche Mittel zum Schutze gegen diese Gefahren zu Gebote stehen. 
3. Milch, Butter, Käse, Speisefette und Speiseöle. 
Milch, Bei der überaus grossen Bedeutung, welche der Milch für die Er- 
nährung sowohl des jugendlichen wie auch des erwachsenen Menschen zu- 
kommt, werden zunächst einige Mitteilungen über den Umfang der Milch- 
erzeugung und über den Milchverbrauch im Deutschen Reiche von In- 
teresse sein, Die Menge der alljährlich im Deutschen Reiche erzeugten 
Kuhmilch wird auf rund 2o Milliarden Liter mit einem Werte von etwa 
1,8 Milliarden Mark geschätzt. Der Wert der ausserdem aus dem Auslande ein- 
geführten Milch und Milcherzeugnisse schwankt im Jahre zwischen 50 und 70 Mil- 
lionen Mark. Von der erzeugten Milch wird ein Teil. unmittelbar . genossen, 
während der grössere Teil zu Butter und Käse verarbeitet wird. Der Milchver- 
brauch in den einzelnen Gegenden Deutschlands ist verschieden; er ist, auf den 
Kopf der Bevölkerung bezogen, in Berlin auf 106,5, in München auf ı31,1, in 
Hamburg auf 137,5 Liter für das Jahr geschätzt worden. 
Die Kuhmilch (Vollmilch) enthält alle zum Wachstum und zur Erhaltung 
des Körpers erforderlichen Nährstoffe in leicht verdaulicher Form und in entspre- 
chenden Mengenverhältnissen; ihre mittlere Zusammensetzung ist in Deutschland 
olgende: 
Wasser . 2 20 ee. . zwischen 86,0 und 89,5%, 
} 7 EL » ln 3%, 
Eiweissstoffe (davon etwa °/,, Küsestoff) .. „ 30, 40% 
Milchzucker . . 2. 2 2 2 2. » 36 „ 55 on 
Salze (Mineralbestandteile) nn 06 „ 09 o/ 
*) Im Verlage von Julius Springer, Berlin.