X Zur Einführung.
Zusammenhänge und deren Entstehung hinein. Ferner: was bisher an
vielfach ausgezeichneten Arbeiten veröffentlicht worden war, verfolgte
meist ausgesprochen politische Zwecke und in der Regel denjenigen einer
Rutzanwendung gemachter Erfahrungen und bloßgelegter Fehler für die
Zukunft.
Es konnte dem VBerfasser nicht einfallen, mit seiner Schrift Anspruch
auf geschichtliche Unanfechtbarkeit zu machen. Das ist im Vorwort zur
ersten Auflage im Februar 1914 gleich zum offenen und gewollten Aus-
druck gebracht worden. Es hieß dort: „Den (Anspruch) kann die Schrift
schon deshalb nicht erheben, weil die Vorgänge zu nahe liegen, auch in
ihren Einzelheiten, hauptsächlich ihren Wurzeln nach, nicht authentisch
bekannt noch feststellbar sind. Dazu kommt, daß sich trotz Bemühens die
subjektive Auffassung und die politische Sinnesrichtung des Verfassers
nicht ganz aus der Beurteilung der Vorgänge haben ausschalten lassen.
Beurteilungen der Vorgänge und Entwicklungen zu geben, aber habe ich
sogar für notwendig gehalten. Sie mußten an die Stelle unumstößlicher
geschichtlicher Klarstellungen treten, die hier nicht möglich waren.“
In dieser Einführung in die sechste Auflage muß der Verfasser ge-
stehen, daß er über die Unumstößlichkeit geschichtlicher Klarstellungen
skeptischer denkt als in den Zahren 1915 und 1914. Die Angriffe und An-
feindungen, welche gegen diese Schrift und ihren Verfasser im Laufe des
Jahres 1916 gerichtet worden sind, teils von Politikern, teils von Histo-
rikern, haben diese Skepsis erzeugt. Davon wird weiter unten noch die
Rede sein.
Auch im Hinblick auf diese Dinge und Vorgänge sei wiederholt, daß
weder für die erste Auflage noch für die späteren dem Verfasser Gelegenheit
zum Studium amtlichen Quellenmaterials gegeben noch auch von ihm ge-
sucht wurde, noch auch mündliche Aufschlüsse und Enthüllungen ihm zu-
teil geworden sind. Der Berfasser suchte solches mit Absicht nicht, denn
es ergibt sich sonst — nicht theoretisch, wohl aber praktisch — eine Bin-
dung für Auffassung und Urteil und die Unmöglichkeit einer freien Kritik.
Das gilt in um so höherem Grade, wenn die zu schildernden und zu be-
urteilenden politischen Vorgänge der Gegenwart naheliegen oder aber
mit ihr in starkem lebendigen Zusammenhange stehen. Der Verfasser
wollte sich die Unabhängigkeit seines Standpunktes und die Freiheit
seiner Kritik bewahren. Wie er diese Freiheit der Kritik zu benutzen ge-
dachte, geht im übrigen aus den folgenden Sätzen des Vorwortes zur
ersten Auflage hervor: „Der Gemeinplatz, die Kritik sei leicht, soll nicht
wiederholt werden; der Verfasser hält es aber für seine Pflicht, hier zum
Auedruck zu bringen, und zwar als eigene Erfahrung, daß die Schwierig-
keit und auch Bedenklichkeit der Kritik mit dem Ernst des Studiums wuchsen,