Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Zur Einführung. XI 
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welcher dem Gegenstande gewidmet wurde. Daß anderseits der kritische 
Standpunkt nicht ganz ausgeschaltet werden durfte noch konnte, ist schon 
deshalb selbstverständlich, weil der Verfasser, wenn er verstanden sein 
und anregen will, einen eigenen Standpunkt einnehmen muß, und in 
diesem eo ipso eine gewisse Kritik eingeschlossen ist. . . Die Ereignisse 
und Ergebnisse der beiden letzten Krisenjahre sind mit großer Zurück- 
haltung und Vorsicht behandelt worden. Sie stehen uns noch zu nahe, 
sind teils noch weit von einem Abschlusse entfernt, teils ungenügend fest— 
stellbar, teils würde eingehendere Behandlung dem deutschen Interesse 
nicht entsprechen. So wird der Leser manches politische i ohne sein 
Tüpfel finden. Genesis und Synopsis, das Werden und das Zusammen- 
schauen des aus Ursachen und Wirkungen sich knotenden Netzes bilden die 
Leitgedanken dieser Arbeit.“ 
Aus allem diesen ergibt sich, daß damals dem Verfasser fernlag, 
wenigstens für den zweiten Teil der von ihm behandelten Zeitperiode, 
etwa von der ZLahrhundertwende an, eine lediglich geschichtliche Arbeit 
zu schreiben; jedenfalls wog das politische Moment weitaus vor. Zum 
einen Teile ging das von selbst aus der Berufseigenschaft des Berfassers 
als politischer Schriftsteller und Tagesschriftsteller hervor, dem eine zunft- 
geschichtliche Bildung und dementsprechende Stellung nicht beiwohnt. 
Um so überraschender — keineswegs unangenehm — berührte es den 
Verfasser, als einige Kritiken der ersten Auflage aus der Feder zünftiger 
Historiker ihm mit Mißfallen zum Ausdruck brachten, ein derartiges Buch 
zu schreiben sei eigentlich nicht seine Sache, sondern ihre, der zünftigen 
Historiker, gewesen. Noch drastischer mußte es in diesem Zusammen- 
hange wirken, daß die Ausstellungen, die an dem Inhalt jener ersten Auf- 
lage gemacht wurden, nicht historischer, sondern politischer Natur waren. 
Politische Kritik war von vornherein, je nach dem politischen Standpunkte 
jeden Kritikers, zu erwarten gewesen, aber politische Kritik aus dem Munde 
zünftiger Historiker, welche das Erscheinen des Werkes aus der Feder 
eines Politikers mißbilligten, weil es bistorisch sei, — das kam dem Ver- 
fasser unerwartet, wenn es ihm gleich, wie gesagt, nicht unerfreulich war. 
Der Verfasser des vorwiegend politisch gedachten und politisch konzi- 
pierten Werkes konnte damit zufrieden sein, daß die kritisierenden Histo- 
riker es nach Inhalt und Aufbau gerade historisch einwandfrei fanden. 
Oie Schwierigkeit der Behandlung des Stoffes lag auf dem Gebiete, 
welches in den letztangeführten Sätzen des Vorwortes zur ersten Auflage 
angedeutet wird: die Ereignisse lagen teils zeitlich zu nahe, teil# waren 
sie noch weit von einem Abschlusse entfernt, teils waren sie nicht genügend 
feststellbar, teilö hätte ihre eingebendere Behandlung dem deutschen Inter- 
esse nicht entsprochen. Es handelte sich also auch hier in erster Linie um das
	        
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