Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Oeutschland und England während des Burenkrieges. 141 
  
Chamberlain erklärte: die englische Regierung zeige eine Geduld, wie sie 
noch niemals von einer souveränen Macht ihrem Vasallen gegenüber be- 
wiesen worden sei. In Krügers Hand liege die Entscheidung über Krieg 
und Frieden. Oiese drohende Lage könne nicht lange dauern, denn die 
britische Regierung müsse sonst Schritte tun, um endgültig die englische 
Vorherrschaft in Südafrika herzustellen. Im Juli beschloß der Volksraad 
ein wesentlich entgegenkommendes neues Wahlgesetz für die Ausländer, 
lehnte aber das Ersuchen der englischen Regierung ab, das Wahlgesetz 
nicht zur Anwendung zu bringen, ehe die britische Regierung es geprüft 
habe. ODie Erregung in Transvaal wuchs von Tag zu Tag. Am 20. Auguft 
hielt Krüger in der Kirche zu Pretoria ein Gebet: Gott möge für den Fall, 
daß der Krieg unvermeidlich werden sollte, das Recht und die Wahrheit 
auf der Seite der Buren finden. — 
Die Regierung von Transvaal bedauerte Anfang September in einer 
Note die ablehnende Haltung der britischen Regierung, sie hoffe auf 
freundliche Verständigung, befände sich aber in ihrer Auffassung über 
die englische Oberhoheit auf ihrem alten Standpunkte. Die Antwort der 
englischen Regierung besagte, daß sie nur Vorschläge annehmen könne, 
wenn die Regierung von CTransvaal sich in dieser Sache anders stellte 
und wenn in der Aueländerfrage neue Zugeständnisse gemacht würden. 
Das eilige Zusammenziehen englischer Truppenmengen an den Grenzen 
Transvaals nahm inzwischen seinen Fortgang, und die Antwort Sir 
A. Milners, daß die britischen Truppen nichts Besonderes zu bedeuten 
hätten, alo wie immer die britischen Interessen zu schützen und gegen- 
über Eventualitäten bereit zu sein, konnte die Buren nicht beruhigen. 
Sie drängten ihre Regierung, Truppen an die Grenzen zu schicken. Krüger 
erkannte, daß die Entscheidungsstunde gekommen sei und längeres Warten 
die militärische Lage der Republiken nur verschlimmern könne. So er- 
folgte am 10. Oktober das Ultimatum an den britischen Geschäftsträger 
in Pretoria. Das Ultimatum verlangte: Beilegung der streitigen An- 
gelegenheiten durch Schiedsspruch, Zurückziehung der britischen Truppen 
von den Grenzen Transvaals, Wiedereinschiffung und Nücktransport 
der seit dem 1. Juni 1899 nach Südafrika entsandten Verstärkungstruppen, 
auch der noch nicht gelandeten. Bis zum 11. Oktober, 5 Uhr nachmittags, 
wurde die Antwort der britischen Regierung verlangt. Sollte diese nicht 
eintreffen oder nicht den Wünschen Transvaals entsprechend ausfallen, 
so würde man es als Kriegserklärung betrachten und dementsprechend 
handeln. 
Die britische Regierung lehnte die burischen Forderungen ab, die 
Feindseligkeiten begannen sofort. Der Oranjefreistaat schloß sich, wie 
schon längst vorher vereinbart worden war, der Transvaalrepublik an.
	        
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