Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Zur Einführung. XVII 
  
las, Diskreditiermaterial aus dem Buche zu gewinnen, nicht hat entgeben 
können. 
Professor Eduard Meper bekennt sich ferner zu einer Auffassung, 
die auch die meinige ist: 
„DOie eigentliche Triebfeder des Angriffes Balentins liegt jedoch auch 
noch nicht in der Stellung, die Reventlow gegen England einnimmt. 
Sie enthüllt sich vielmehr in Balentins schon angeführtem Schlußsatz; 
den ich noch einmal bierhersetzen muß: „Wir können nicht umhin, sowohl 
vor diesem Buche wie vor seinem Autor mit allem Nachdruck und dem 
vollen Bewußtsein der Schwere dieser Borwürfe öffentlich zu warnen.“ 
Also nicht nur eine falsche Auffassung soll kritisiert und ein Buch, das dem 
Kritiker wissenschaftlich verfehlt erscheint, als solches mit aller Schärfe 
verurteilt werden, sondern der Mann soll vernichtet werden, politisch wie 
moralisch. Es ist Offiziosus in seiner häßlichsten Gestalt, der hier sein wahres 
Gesicht enthüllt.“ 
„Dabei“, fährt Professor Meper fort, „ist Herrn Valentin das Miß- 
geschick begegnet, daß er mit seinem Angriff gegen Reventlows Auffassung 
der englischen Politik zu spät gekommen ist. Wenige Wochen nach dem 
Erscheinen von Balentins Aufsatz hat sich der Reichskanzler selbst zu eben 
dieser Auffassung bekannt. „Was die Briten aus Deutschland machen 
wollen,“ sagt er in der Rede vom 28. September 1916, „darüber lassen 
sie keinen Zweifel. Militärisch wehrlos, wirtschaftlich zerschmettert und 
bopykottiert, von aller Welt verurteilt zu dauerndem Siechtum, so siebt 
das Deutschland aus, das England sich zu Füßen legen will. Wenn dann 
keine deutsche Konkurrenz mehr zu fürchten ist, wenn Frankreich sich ver- 
blutet hat, wenn alle Kriegsverbündeten wirtschaftlich und finanziell 
England Frondienste leisten, die europäischen Neutralen jedem englischen 
Schiff, jeder schwarzen Liste parieren müssen, dann soll auch ein ohnmäch- 
tiges Deutschland den Traum einer englischen Weltberrschaft nicht mehr 
stören. Für dieses Ziel kämpft England mit einem in seiner Geschichte 
unerhörten Kräfteeinsatz, mit Mitteln, die einen Bruch des Bölkerrechts 
an den anderen reihen. Darum ist England der selbstsüchtigste, hartnäckigste, 
erbittertste Feind“.“ Professor Eduard Meper meint mit Recht, daß diese 
Worte des Kanzlers nichts anderes besagen als die Schlußworte des vor- 
liegenden Buches in seiner dritten Auflage. Der Unterschied ist freilich 
der, daß damals der Deutsche Reichskanzler nicht meiner Auffassung 
war, und daß Professor Balentin im Berein mit dem Auswärtigen Amt 
noch an der alten irrigen Auffassung festhielt, daß die großbritannische 
Politik, insbesondere Sir Edward Grey, nur durch die bösen französischen 
und russischen Staatsmänner zur Kriegsfolge verleitet worden sei und 
während des Krieges eine deutsch-englische Berständigung nicht aus- 
Graf Reventlow, Deutschlands auswärtige Politik. b
	        
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