Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Entscheidungen und Scheidungen. 179 
  
land-Deutschland-Zapan. Wenn Zapan daher seinerseite die Sache 
eines Bündnisses anrege, so würde sich die Sache machen lassen.“ 
Hapaschi habe der Plan eines solchen Bündnisses eingeleuchtet, 
es würde für Zapan von großem Vorteile sein, eine Sondierung Englands 
könne nicht schaden, sondern nur nützen. Auf eine entsprechende An- 
frage an die japanische Regierung habe diese geantwortet: sie könne noch 
keine bestimmte Meinung äußern, jedoch möge der Botschafter privatim 
sondieren. Hapaschi ging zum Sekretär des Auswärtigen, Lord Lans- 
downe, und fand bei ihm ebenfalls die Ansicht vor, daß ein Einverständnis 
der beiden Mächte im fernen Osten notwendig sei. „Beim Abschied sagte 
er mir noch, es sei nicht nötig, wenn ein Abkommen über China zwischen 
England und Japan zustande komme, dieses auf die beiden Mächte zu 
beschränken; es sei nichts dagegen einzuwenden, wenn eine dritte Macht 
sich daran beteiligte.“ Hayaschi schloß hieraus, daß die britische Regie- 
rung und der deutsche Geschäftsträger sich bereits verständigt hätten. 
Vorläufig wurde die Sache wieder vertagt, weil der Premierminister, 
Lord Salisbury, abwesend war. Inzwischen versuchte Hapaschi wieder, 
bei seiner Regierung Instruktionen für ein eventuelles Programm des 
Abkommens zu erhalten, bekam aber nur die allgemeine Weisung, sich 
über ein etwaiges deutsch-englisches Einverständnis zu unterrichten. Im 
Mai hatte der Botschafter Gelegenheit, Lord Salisbury und Lord Lans- 
downe zu sprechen. Er traf bei ihnen auf Zustimmung, und Lansdowne 
erklärte wiederum, es sei zweckmäßig, noch eine dritte Macht binzuzu- 
ziehen. Am Tage darauf besuchte Baron Eckardtstein den japanischen 
Botschafter und sagte ihm, daß Lord Lansdowne ihm über die gestrige 
Unterredung Mitteilung gemacht hätte. Um dieselbe Zeit fand in Japan 
ein Kabinettswechsel statt. Marquis Zto trat zurück und Marquis Saionji 
trat an seine Stelle. Ito ging nach Europa, um mit Rußland Verhand- 
lungen wegen eines eventuellen Einverständnisses anzuknüpfen, traf vor- 
her mit Hapaschi zusammen und erfuhr von diesem, wie weit die Ver- 
handlungen mit England schon gediehen waren. Die beiden Staatsmänner 
scheinen dann beschlossen zu haben, daß Ito doch nach Peteroburg gehen 
solle, um durch die Besorgnis vor einem japanisch-russischen Abschlusse 
die britische Regierung schneller zu einer definitiven Entscheidung zu brin- 
gen. Diese Absicht gelang denn auch, wennschon ein solches Mittel kaum 
notwendig war, denn König Eduard hatte bereite vorher dem britischen 
Botschafter in Tokio, Sir Claude Macdonald, mitgeteilt, eine dauernde 
Verständigung mit Zapan sei wünschenäwert. Der britische Botschafter 
fügte hinzu, daß der deutsche Botschafter in Tokio ihm gesagt habe, die 
Möglichkeit bestehe, daß Japan ein Bündnis mit Rußland abschließen 
wolle. Als dann die Meinungsverschiedenheiten innerhalb des japanischen 
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