Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

180 2. Abschnitt. Weltpolitische Mühen ohne zureichende Mittel. 1895—19053. 
  
Kabinetts endgültig beseitigt worden waren, wurde das englisch-japanische 
Bündnis abgeschlossen. — — 
An der Nichtigkeit der von Hayaschi gegebenen Angaben ist nicht 
zu zweifeln, zumal läßt sich kein vernünftiger Grund denken, weswegen 
er behauptet haben könnte, der deutsche Bertreter, Baron Eckardtstein, 
habe den Gedanken angeregt und an allen Vorbesprechungen teilge- 
nommen, — wenn das der Wahrheit nicht entspräche. Baron Eckardt- 
stein führte aber vertretungsweise die Londoner Botschaftsgeschäfte, 
nachdem Graf Hatzfeldt zurückgetreten war, und der neue Botschafter, 
Graf Wolff-Metternich, die Geschäfte noch nicht übernommen hatte. 
Hayaschi erzählt, daß bei der ersten Zusammenkunft Eckardtstein seine 
Anregung eines deutsch-japanisch-britischen Bündnisses als seine Privat- 
ansicht bezeichnete. Auch aus der Wiedergabe der späteren Unterredungen 
geht nicht ein einziges Mal hervor, daß Baron Eckardtstein im Namen 
der deutschen Regierung gesprochen hätte. Beachtet man das gebührend, 
so lösen sich die Fragen und Rätsel, welche man in der englischen und 
deutschen Presse nach Beröffentlichung des Haypaschischen Bruchstückes 
so eifrig erörterte, ziemlich einfach. 
Hapaschi schreibt, Eckardtstein habe gesagt: zwei hochgestellte Per- 
sönlichkeiten seien sehr für einen Dreibund: England-Deutschland-Zapan. 
Baron Hayaschi bezieht diese Anspielung ohne weiteres auf den deutschen 
Kaiser und den Grafen Bülow. Diese Schlußfolgerung ist zweifels- 
ohne falsch. 
Vergessen wir nicht, daß jene anfänglichen unverbindlichen Unter- 
redungen in das Frühjahr 1901 fielen, damals, als Bülow seine Aus- 
führungen über die Deutung des Bangtseabkommens und die Stellung des 
Deutschen Reiches zur Mandschurei machte, die in Großbritannien und 
in Zapan so sehr mißfielen und beunruhigten. Am 15. März 1901 sagte 
Fürst Bülow: „Ich bin auch ein Freund bester Beziehungen zu England, 
aber nur im Rahmen unserer vollen Selbständigkeit, und deshalb betone 
ich mit großem Nachdruck, daß wir in China nur deutsche Interessen wahr- 
nehmen und den Engländern überlassen, ihre Interessen dort selbst zu 
vertreten.“" In derselben Rede erklärte Bülow: es sei sehr begreiflich, 
daß in Anbetracht der langgestreckten russisch-chinesischen Grenze Ruß- 
land viele Truppen in der Mandschurei brauche und daß die russische 
Regierung mitgeteilt habe: sie lege hohes Gewicht auf ein freundschaft- 
liches Zusammengehen mit Deutschland in Ostasien. — Daß um die- 
selbe Zeit Fürst Bülow den deutschen Geschäftsträger in London zu 
Besprechungen wegen eines deutsch-englisch-japanischen Bündnisses er- 
mächtigt hätte, erscheint angesichts dieser Erklärungen und der stkizzierten 
Politik des Deutschen Reiches völlig ausgeschlossen, denn ein solcher
	        
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