Full text: Deutschlands auswärtige Politik 1888-1914.

Das russisch-britische Ablommen und andere Abkommen. 305 
  
Die zweite Haager Konferenz bezeichnet in der skizzierten Haupt- 
frage einen Erfolg des Deutschen Reiches. Die Ablehnung der Besprechung 
des englischen Antrages über Rüstungseinschränkungen machte die eng- 
lischen Absichten zunichte. Es hat damals auch deutsche Staatsmänner ge- 
geben, welche meinten, es sei richtiger gewesen, wenn Deutschland sich 
ruhig auf eine internationale Besprechung über Rüstungseinschrän- 
kung eingelassen hätte; richtiger als eine Ablehnung von vornherein, welche 
die deutsche Politik mit dem Odium: im „Wettrüsten“ zu führen und letzten 
Endes einen Krieg zu wollen, belasten würde. Der Erfolg hat der Politik 
des Fürsten Bülow recht gegeben. Das „Odium“ hat dem Oeutschen Reiche 
nicht geschadet, vielmehr damals sein Ansehen gehoben, während eine Be- 
sprechung der Rüstungseinschränkungsfragen das Deutsche Reich leicht 
in eine ähnliche Lage wie bei Algeciras hätte bringen können. 
Diese und sich daraus noch ergebende Möglichkeiten beurteilte Fürst 
Bülow durchaus richtig. Er wußte ebenfalls, daß Großbritannien das Manö- 
ver nur gemacht hatte, um das Oeutsche Reich tunlichst in eine Zwangs- 
lage zu bringen. Will man aber auch von einer solchen Absicht absehen, 
so war das Bestreben großbritannischer Friedensfreunde für Oeutschland 
immer gefährlich, denn Deutschland mußte erstarken, um leben zu können, 
während seine Nebenbuhler und Gegner das Gegenteil wünschten. Jede 
internationale Konferenz wurde von selbst ein konzentrischer Angriff bei- 
nahbe aller Mächte auf das Deutsche Reich und seine Bestrebungen. Oieses 
„Leitmotiv“ trat während der Konferenz auch in anderen Fragen ver- 
schiedentlich hervor, besonders auch hinsichtlich der Berwendung von Kriegs- 
waffen, welche anderen Mächten, zumal Großbritannien, unerwünscht 
erschienen; so die Berwendung von unterseeischen Minen usw. Die 
deutsche Politik und ihre VBertretung im Haag hat geschickt und energisch 
verstanden, alles abzuwenden und zu vereiteln, was dem Deutschen Reiche 
in Frieden und Krieg schädlich hätte werden können. Zn allen tatsächlich 
wichtigsten Programmpunkten hat damals die deutsche Regierung ihren 
Willen durchgesetzt, vielfach gegen starke Opposition. Es zeigte sich im 
Haag wie stets im Leben der Menschen und der Nationen, daß fester ein- 
heitlicher Wille den Erfolg in sich trägt. 
Das russisch-britische Abkommen und andere Abkommen. 
Wir haben gesehen, wie das Deutsche Reich während des Russisch- 
Japanischen Krieges dem russischen Nachbarn gegenüber eine Haltung be- 
obachtete, deren Freundschaftlichkeit und Ehrlichkeit nicht übertroffen werden 
konnte. Das nach dem Kriege erschienene russische Generalstabswerk hebt 
nicht nur diese Tatsache hervor, sondern legt auch offen dar, daß man sich 
Graf Reventlow, Oeutschlande auewärtige Polltik. 20
	        
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