Der letzte Alt. 469
Grundsätzen über Krieg und Kriegführung zu danken sind, die ich und
meine Generale hier in Berlin bei dem lieben Garderegiment zu Fuß,
in der Kriegsakademie und im Verkehr mit dem preußischen General-
stabe uns angeeignet haben“. — Kaiser Wilhelm hatte dem König den
Feldmarschallstab überreicht.
Diese Worte König Konstantins erregten im Dreiverbande großen
Arger. Man überschüttete den König mit Beschimpfungen, nicht nur,
weil Griechenland finanziell von Frankreich und England abhängig war
und von ihnen als politische Domäne behandelt wurde, sondern besonders
auch, weil eine französische Militärmission seit Jahren in Griechenland
arbeitete und man dieser das Verdienst an den griechischen Siegen aus-
schließlich beigemessen wissen wollte. Die Angelegenheit nahm für den
König insofern eine unangenehme Wendung, als sein eigener, damals
allmächtiger Ministerpräsident Benizelos König Konstantin desavouierte
und dieser eine Flut von öffentlichen Schmähungen über sich ergehen lassen
mupßte, ohne seinen Besuch beim Präsidenten Poincaré unterlassen zu können.
Die Folgejahre haben gezeigt, daß König Konstantin sich nicht nur dessen
bewußt blieb, was er im September 1915 zu Potsdam aussprach, sondern
auch, daß die deutsche Politik des Deutschen Kaisers und seiner Regierung,
im Bukarester Frieden Griechenland zu begünstigen, eine richtige gewesen
ist, vorausgesetzt, daß man sich nicht mehr von ihr versprach, als angesichts
des britisch-französischen Machteinflusses auf Griechenland möglich war.
Das an diplomatischer Arbeit, man kann sagen an Vorbereitunge-
arbeit für den kommenden großen Krieg so reiche Jahr 1915 in Ber-
bindung mit der ersten Hälfte des Jahres 1914 brachte noch ein anderes,
leider negatives Ereignis, welches in Deutschland kaum bekannt geworden
ist: Bei der japanischen Regierung bestand der Wunsch, mit dem Oeutschen
Reiche in nähere Beziehungen zu gelangen. Oer damals in Berlin wei-
lende japanische Botschafter Sugimura machte kein Hehl daraus, daß er
eine erfolgreiche Durchführung dieser Bestrebung als den Daseinszweck
seiner Botschaftertätigkeit ansehe. Ein Erfolg ist aber diesem Bestreben
leider nicht beschieden gewesen, weil deutscherseits das erforderliche Ent-
gegenkommen nicht eintrat. Ob man in Berlin besorgte, die Beziehungen
zu Großbritannien, auf welche man so große Hoffnungen setzte, würden
durch eine deutsch-japanische Annäherung beeinträchtigt werden, steht.
dahin. Sicher ist aber, daß gerade damal,s die britische Hetzerei in China
und Japan gegen Oeutschland einen Höhepunkt erreichte. Sicher ist auch,
daß von den Vereinigten Staaten eifrig und erfolgreich gearbeitet worden.
ist, um ein Zusammenkommen Deutschlands und Japans zu hintertreiben.
Ein solches wäre von höchster Bedeutung für Deutschland gewesen, auch
ganz abgesehen davon, daß ein festbegründetes deutsch-japanisches Ver-