Demokrat namens Metz habe in Frankfurt erklärt: ‚Lieber das schärfste
preußische Militärregiment als die kleinstaatliche Misere.‘
Beziehungen zur preußischen Regierung wurden unterhalten, aber diese
hielt sich weiterhin zurück. Im übrigen wirkten Österreich und eine Reihe
der kleineren Staaten gegen den Deutschen Nationalverein. Dasselbe galt
von den konservativen Kreisen, hauptsächlich in Preußen, denen das
Nationaldeutsche mindestens ebenso zuwider war wie das Liberale. Bei den
Konservativen Preußens herrschte Empörung, als Bennigsen gelegentlich
einer Veranstaltung in Berlin eine Rede schloß: ‚In diesem Sinne lassen Sie
uns das Glas erheben und anstoßen auf die historische Mission Preu-
Bens und die Wiederherstellung des Deutschen Reichs.“
Während der beiden folgenden Jahre nahm die Gegnerschaft gegen den
Nationalverein bei den Einzelstaaten zu, und dieWiderstände wurdengrößer,
während die preußische Politik schwach war und besonders die auswärtige
unklar. Der Verein kam in die unangenehmste Lage, in die eine politische
Organisation gelangen kann, nämlich in die des Stillstandes.
Im übrigen befand man sich in Deutschland unter dem uns heute schwer
verständlichen Eindruck von der unheimlichen Macht und der noch un-
heimlicheren Unberechenbarkeit Napoleons III. Im selben Sommer 1860
schrieb einer der Führer des Nationalvereins: ‚Von etwaigen weiteren Be-
ratungen der deutschen Fürsten über die deutsche Frage ist gar nichts zu
hoffen. Sie sind so österreichisch und preußenfeindlich wie je, dabei heftige
Wut gegen den Nationalverein, dem eine ungeheure Wichtigkeit beigelegt
wird.‘
Die Führer des Deutschen Nationalvereins, an der Spitze Bennigsen,
wollten in der Tat das, was der Name sagte: ein im nationalen Gedanken und
durch ihn geeintes Deutschland, also das Ziel der Frankfurter National-
versammlung. Diese politische Grundlage war vom liberalen Gedanken
durchdrungen. Das bedeutete damals eine Selbstverständlichkeit und muß
uns heute auch geschichtlich logisch und selbstverständlich erscheinen, denn
seit Ernst Moritz Arndt sein: ‚Was ist des Deutschen Vaterland‘ gedichtet
hatte, war die zur nationalen deutschen Einheit strebende Bewegung immer
liberal gewesen, im Gegensatz zum Konservativismus, den Landesfürsten
und allem, was diese in Begriff und Wirklichkeit umgab.
Nur durch den Liberalismus also, davon waren die Führer des National-
vereins überzeugt, könne die deutsche Einheit zustande kommen. Wie 1848
war man überzeugt, daß Preußen die Führung übernehmen müsse. Ihre
Schlußfolgerung war: Also muß Preußen liberale Staatsführung haben!
Die preußischen Wahlen, im Zeichen des Konflikts der Regierung des
Königs von Preußen wegen seines Militärprogramms mit der demokra-
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